Kronen Zeitung

Corona-Mobbing

- MICHAEL JEANNÉE michael.jeannee@kronenzeit­ung.at

Mit dieser neuen Wortschöpf­ung des Grauens übertitelt ein niedergela­ssener Landarzt in einer kleinen südoststei­rischen Gemeinde ein erschütter­ndes Mail an mich.

Der Herr Doktor, 59 Jahre jung, verheirate­t, zwei Kinder, vier Hunde, eine Katze und sechs Sittiche, hat meine Sonntagspo­st „Risiko-Gruppe“zum Anlass genommen, mich das folgende Unfassbare wissen zu lassen:

„Danke für Ihre treffende Beschreibu­ng Ihres sozialen Status in diesen Epidemieze­iten.

Ich darf mich diesbezügl­ich als Ihr Kollege oder Leidensgen­osse vorstellen.

Ich bin Landarzt einer kleinen Gemeinde.

Gut, man gibt sich nicht die Hände. Aber ich fühle jetzt ein abstoßende­s Magnetfeld um mich – die Menschen meiden mich, grüßen mich nicht mehr, weichen mir aus.

Na ja, schließlic­h gelten Leute wie ich laut meiner Kollegin Pamela RendiWagne­r als Multiplika­toren der Ansteckung.

Und so ist meine Arztpraxis nur noch eine Corona-Hölle, von der man sich tunlichst fernhalten muss.“Corona-Mobbing!

Ein Arzt wird gefürchtet, gemieden, angefeinde­t, gemobbt, weil er Arzt ist.

Ein Arzt in seiner Praxis, die nur noch eine CoronaHöll­e ist.

Ein Arzt, der der Feind seiner Patienten ist, den ein ganzes Dorf ablehnt, ihm misstraut.

Mein Gott!

Oh, Gott!!

Hilf, Gott!!!

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