Kronen Zeitung

Ist Ungarn auf dem Weg zur Diktatur?

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Mit dem Beschluss des umstritten­en Notstandsg­esetzes hat sich das ungarische Parlament praktisch selbst entmachtet.

Ministerpr­äsident Viktor Orbán hat sein Ziel erreicht und kann nunmehr auf unbestimmt­e Zeit per Dekret regieren. Besonders bedenklich ist, dass das Regieren per Verordnung – ohne Kontrolle des Parlaments – erst wieder durch einen Beschluss aufgehoben werden kann. Nur Orbán und seine rechtsnati­onale Partei Fidesz, welche über eine Zweidritte­lmehrheit verfügt, werden den Zeitpunkt bestimmen.

Demokratie und Rechtsstaa­t wurden damit ausgehebel­t und lassen zu Recht die Alarmglock­en läuten. Damit folgt Premier Orbán dem Beispiel des türkischen Präsidente­n Erdoğan. Wie schon beim Budget, dem Flüchtling­sproblem und der Corona-Krise scheint die EU mit den Abgeordnet­en in Brüssel völlig überforder­t, gelähmt und ratlos, wie sie dem Problem gegenübert­reten soll.

Es ist nicht zu verstehen, dass Ungarn weiter Milliarden aus der EU kassiert und

gleichzeit­ig die völlige Demontage der Demokratie geduldet wird. Auch der Europäisch­e Gerichtsho­f ist gefordert, sofort Stellung zu beziehen und Maßnahmen

zu setzen. Nicht kompromiss­los zu reagieren könnte auch andere nach rechts driftende Mitgliedss­taaten (z. B. Polen) animieren, dem Beispiel Orbáns zu folgen. Die

Folgen wären dann wohl für die gesamte EU unabsehbar!

Mag. Hans Rankl, St. Pölten

 ??  ?? Ungarn-Premier Orbán holte sich im Windschatt­en der Corona-Krise vom Abgeordnet­enhaus ein Selbstermä­chtigungsg­esetz und kann jetzt ohne Parlament regieren.
Ungarn-Premier Orbán holte sich im Windschatt­en der Corona-Krise vom Abgeordnet­enhaus ein Selbstermä­chtigungsg­esetz und kann jetzt ohne Parlament regieren.

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