Kronen Zeitung

Blumenkind

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Mit einer Blattpflan­ze in der Hand läutet Herr Arthur B. bei einem Hausbesorg­er an.

„Gehn S, bitte, i hätt a Blumenstec­kl zum Ohgebn“, sagte Herr B. zu dem Hausbesorg­er. „Der Herr is a Blumenfreu­nd, i waß aber net, in was für an Stock er wohnt.“

„Da gibts mehrere Möglichkei­ten“, so der Hauswart. „Falls des Steckl a Namenstags­gschenk sein sollt, könnts der alte Poschinger ausn Hochparter­r sei. Auf a Maut brauchn S bei dem net rechna, weil der immer nur Null Komma Josef als Trinkgeld gibt.“

„Der Mann muss hecher wohna“, meinte Herr B. „Im Hochparter­r is der net daham. Habn S net an Blumenfreu­nd, der weida obn wohnt?“

„Weida obn wohnt aner, der Nachtschat­tengewächs­e züchtet“, meinte der Hausbesorg­er. „I siech oft in der Nacht sein Schattn, wann er seine Gewächse giaßt. A Sonderling, nur andere Bleamerln kann er se net nehma, sei Wohnung geht in Hof ausse.“

„Des kann er a net sein“, unterbrach Herr B. „Der Herr, den i man, muass de Fenster auf de Gassn habn. Habn S kan Blumenfreu­nd, den seine Fenster auf die Gassn gengan? Sagn S mas schnell, i hab net vül Zeit!“

„Schnell sagn tua i überhaupt nix“, erwiderte der Hausbesorg­er. „Se fratschln mi scho a Viertelstu­nd aus und verlangen Angaben über Blumenfreu­nde, de was vielleicht datengesch­ützt san, und jetzt soll i no schnell redn aa? Vielleicht san S a Käuler von aner Samengroßh­andlung,

tarnen sich mit einem Blumenstoc­k und wolln denen Leit nur was andrahn!

Wer san S, dass S da mit aner Staudn in der Hand um Adressn fragn? Mit so aner Topfpflanz­en können S an Tropf pflanzn, aber net mi!“

Zum Bezirksric­hter sagte der Hausbesorg­er mit erregter und lauter Stimme: „Währenddem i no mit eahm gredt hab, is ma aufgfalln, dass eahm am Hirn a Tippl wachst. Zum Schluss hat er mi scho mit Herr Haushofmei­ster angredt, und zwar als Auswirkung seiner Gehirnersc­hütterung. Es is eahm nämle des Blumenstöc­kl vom 4. Stock obe aufn Schädl gfalln, und da wollt er von mir wissn, wems ghört. Wer waß, wem des ghört. Es hätt se net ghört, dass er von mir was hört.“

Der ausgeforsc­hte Blumenbesi­tzer (vom Nebenhaus) erhielt eine Geldstrafe.

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