Kronen Zeitung

Ohne Arbeit

- Michael.chalupka@evang.at

„Von Arbeit stirbt kein Mensch. Aber von Ledigund Müßiggehen kommen die Leute um Leib und Leben; denn der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen.“Martin Luther, von dem dieser kluge Satz stammt, wusste noch nichts von unserer heutigen Form der Arbeitslos­igkeit. Schon gar nichts wusste er von der CoronaKris­e, die uns vor ungeahnte Herausford­erungen stellt. Aber er wusste, wie wichtig die Arbeit nicht nur für das nackte Überleben der Menschen, sondern auch für ihr Selbstbewu­sstsein und ihr Selbstwert­gefühl ist.

Durch die Corona-Krise waren am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, 588.000 Menschen ohne Arbeit. Für jede Einzelne und jeden Einzelnen von ihnen ist das eine enorme Belastung. Andere in sogenannte­n systemerha­ltenden Berufen müssen umso mehr arbeiten. Ihnen gilt mit Recht der Applaus, der ihnen spendiert wird.

Doch wir sollten auch den Arbeitslos­en applaudier­en. Denn sie können ihrer Arbeit nicht nachkommen, um uns alle zu schützen. So deutlich wie nie zeigt sich, dass an der Arbeitslos­igkeit nicht der Einzelne Schuld trägt.

588.000 Menschen zeigen ihre Solidaritä­t mit der Gesellscha­ft, indem sie zur Arbeitslos­igkeit gezwungen sind. Das Arbeitslos­engeld in Österreich ist nicht hoch. Deshalb reicht Anerkennun­g allein nicht.

Ein Solidaritä­tsbonus zum Arbeitslos­engeld, der auch der Konjunktur guttäte, wäre ein deutliches Zeichen der Wertschätz­ung in einer Zeit, in der vielen viel zugemutet wird.

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