Kinder sind nicht die Schuldigen!
Fachärzte brechen eine Lanze für die Jungen. Diese sind anscheinend nicht die Hauptverantwortlichen der derzeitigen Corona-Krise.
Fachärzte brechen eine Lanze für die jungen Menschen. Diese sind anscheinend – nach anfänglicher Annahme – nicht die Hauptverantwortlichen der derzeitigen Corona-Krise. Mehr dazu auf den
Die vergangenen Wochen stellten für niemanden eine leichte Zeit dar, besonders schwer waren sie jedoch für unsere jüngsten Österreicher. Geradezu panisch wurde auf ihr Erscheinen reagiert, viele Ältere sprangen ängstlich zur Seite, sobald auch nur ein kleiner Mensch in ihre Nähe kam. Eltern, die mit ihren Sprösslingen einen kurzen Spaziergang machten, wurden mitunter regelrecht beschimpft, was die „Virenschleudern“überhaupt außerhalb der Wohnung zu suchen hätten.
Neueste Untersuchungen werfen ein anderes, freundlicheres Licht auf diese Bevölkerungsgruppe. „Entgegen der ursprünglichen Annahmen sind Kinder und Jugendliche nicht hauptverantwortlich für die Verbreitung von SARS-CoV-2“, ließen die Experten der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) aufhorchen. „Sie gehören vielmehr zu den Hauptbetroffenen der Corona-Maßnahmen. Dass man sie jetzt auch noch zu ,Schuldigen‘ macht, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage und ist daher nicht zu tolerieren!“
Auch Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Kinderarzt in Graz und Leiter des Impfreferats der ÖGKJ, verteidigt die Jungen: „An der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde wurden 467 Kinder auf das Coronavirus getestet, lediglich zwei davon waren positiv. In Island zeigte sich laut dem renommierten ,New England Journal of Medicine‘ nach 13.000 Testungen gesunder Personen nur 0,5 Prozent der Teenager und kein einziges der 848 Kinder unter zehn Jahren als Virusausscheider. Obwohl natürlich noch gronun
ße Studien fehlen, spricht aus heutiger Sicht sehr vieles dafür, dass die Kleinen keinesfalls die gefürchteten ,Super-Spreader‘ sind.“
Besonderes Aufsehen verursachte diesbezüglich ein Fall aus Frankreich: Ein 9-jähriger Bub steckte sich beim Skifahren mit SARS-CoV-2 an, verbreitete das Virus allerdings nicht weiter. Keiner seiner zahlreichen Kontakte war infiziert, die Viruslast in seinem Blut an der Nachweisgrenze. Umso interessanter, da man bisher davon ausging, dass selbst Sprösslinge mit völlig symptomlosem Krankheitsverlauf viele Erreger in sich tragen und deshalb sehr ansteckend sind.
Um die 420 Österreicher unter 14 Jahren wurden laut Bundesministerium hierzulande bis jetzt positiv getestet. Warum die jungen Körper augenscheinlich effizienter auf das Coronavirus reagieren und eine Erkrankung bei ihnen zumeist milder verläuft, ist noch nicht geklärt. Einerseits geht man davon aus, dass das kindliche Immunsystem gleichsam ständig im Training ist und deshalb jegliche Viren besser abwehren kann. Andererseits gibt es Theorien, dass das Virus an spezielle Rezeptoren andocken muss, die es bei Kindern nicht oder nicht besonders gut „trifft“oder diese im wachsenenden Organismus einfach noch nicht so weit entwickelt sind.
„Dass die Schulen jetzt wieder schrittweise, aber gleichzeitig mit strengen Hygieneund Abstandsregeln hochfahren, halte ich für eine gute Idee. Lernen und soziale Kontakte sind gerade für Kinder und Jugendliche von größter Bedeutung“, so Dr. Dornbusch. „Dennoch muss man natürlich weiterhin aufmerksam bleiben. Erst in den Unterricht und nachher zur Oma Mittagessen zu gehen, das wird es noch länger nicht geben!“