Biologikajetzt nicht
Menschen mit chronischen Leiden wie Rheuma und Psoriasis sind jetzt oft unsicher
Patienten, die regelmäßig Biologika nehmen müssen, um ihre Krankheit in den Griff zu bekommen, sorgen sich derzeit, ob sie die Medikation beibehalten sollen. Die Unsicherheiten sind groß, immerhin unterdrücken diese sehr wirksamen Arzneien das (überschießende) Immunsystem. Auch bei der Therapie mit Cortison stellt sich vielen die Frage, ob ihre Abwehr dadurch herabgesetzt ist.
„Wer unter einer chronischen Entzündung im Körper, etwa bei Psoriasis, leidet, hat grundsätzlich ein erhöhtes Infektionsrisiko. Diese Entzündung versucht man mit geeigneter Medikation unter Kontrolle zu bekommen. Es stimmt schon, dass Biologika die Infektanfälligkeit steigern können, grundsätzlich ist es aber für den Allgemeinzustand meist besser, wenn diese die systemische Entzündung weiterhin in Schach halten“, erklärt der Dermatologe OA Priv. Doz. Dr. Hans Skvara, Wiener Neustadt (NÖ). „Verschriebene Arzneien daher nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzen! Wer an Covid-19 erkrankt ist, muss die Medikamente aber (nach ärztlicher Anweisung) pausieren.“
Auch der Wiener Rheuma
tologe Univ.-Prof. Dr. Kurt Redlich empfiehlt, sich bei Unsicherheiten zunächst mit dem behandelnden Arzt in Verbindung zu setzen, zuerst telefonisch – und jetzt, wo die Ordinationen hochfahren, eventuell ebenso persönlich. Auch an die österreichische Gesellschaft für Rheumatologie kann man sich wenden. (Info: rheumatologie.at): „Letztlich muss immer individuell entschieden werden, doch prinzipiell rate auch ich dazu, die Therapie beizubehalten. Wenn Patienten mit Biologika gut eingestellt sind, tragen diese Arzneien massiv zur Eindämmung der Krankheit und Steigerung der Lebensqualität bei.“
Hygienemaßnahmen weiter äußerst wichtig
Zusätzlich sollten jene, die immununterdrückende Therapie erhalten, die Hygienemaßnahmen penibel einhalten: Abstand halten, Masken aufsetzen, Hände waschen. „Oft fragen meine Patienten, ob sie nun zu Hause bleiben sollen. Homeoffice halte ich bei Rheumatikern für eine gute Idee, aber auch das muss natürlich je Fall abgeklärt werden“, so der Experte.
Praktische Tipps erwarten sich die Patienten auch vom Dermatologen, nämlich, was die Hautpflege in Corona-Zeiten betrifft. Durch das ständige Waschen und Desinfizieren leidet die ohnehin bereits empfindliche Haut noch mehr. Doz. Skvara: „Nach dem Waschen die Hände nicht trocken reiben, sondern tupfen. Regelmäßig mit Pflegecreme einschmieren und über Nacht unter Baumwollhandschuhen einwirken lassen.“
Beide Experten sind sich einig, dass Patienten derzeit vor allem Kontakt zu ihren behandelnden Ärzten brauchen, um Unsicherheiten zu beseitigen und Ängste zu besiegen.