„Befreiung gibt uns bis heute Hoffnung“
Die Kärntner Pädagogin Gudrun Blohberger leitet die Führungs- und Vermittlungsangebote in der KZGedenkstätte Mauthausen. Sie weiß, dass der Tag der Befreiung für Überlebende und Besucher große Bedeutung hat.
Wir stehen hier an der Klagemauer des KZ. Ist das ein altes Schild?
Nein, die Mauer wurde zynisch von den SS–Leuten so genannt. Wer ins Lager kam, musste hier seine Kleidung ablegen, er wurde dann zur Dusche, Ganzkörperrasur weitergeschickt und bekam seine Nummer tätowiert. Heute hängen hier Gedenktafeln.
Sie arbeiten fast jeden Tag hier. Ist das belastend?
Es ist zweifellos ein Ort der Schwere. Ich habe mich aber entschieden, aus Kärnten hierher zu ziehen, um für Erinnerungsarbeit da zu sein.
Sie führen die Leute durch das Areal. Wie wichtig ist das Thema Befreiung bei den Führungen?
Ob Schulklassen oder Erwachsene – die Menschen, die hierherkommen, setzen
sich sehr bewusst mit den Gewaltverbrechen der NSZeit auseinander. Auch mit Schicksalen, das wühlt die meisten auf. Doch politische Kräfte von außen besiegten das NS-System. Sie befreiten nicht nur die Häftlinge, sondern auch die österreichische und deutsche Gesellschaft. Das ist für uns heute wichtig und relevant, es gibt uns Hoffnung.
Wie sehen Überlebende die Befreiung?
Ich begleite Überlebende oder deren Familienangehörige durch das Areal. Für Überlebende war der Tag der Befreiung wie ein zweiter Geburtstag.
Die Gedenkstätte war Corona-bedingt geschlossen. Wann öffnet sie?
Ab morgen, Montag, sind Außenflächen zugänglich, Gebäude bleiben zu. Wer alleine gedenken möchte, kann gerne herkommen.