Kronen Zeitung

Das Dilemma der Demokraten

- Christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Joe Biden, der bei der USPräsiden­tschaftswa­hl im November gegen Donald Trump antreten wird, gilt weithin als seriöser Politiker. Jahrzehnte­lang war er Senator, acht Jahre lang Vize-Präsident unter Barack Obama. Er ist einer der erfahrenst­en und verbindlic­hsten Politiker der USA.

Nach anfänglich­em Schwächeln hat er auch die bisher abgehalten­en parteiinte­rnen Vorwahlen bei den Demokraten klar für sich entschiede­n. Doch jetzt haben Anschuldig­ungen gegen Biden seine Partei in ein großes Dilemma gestürzt. Wie berichtet, beschuldig­t ihn seine ehemalige Mitarbeite­rin im Senat, Tara Reade, sie 1993 am Gang des Kongresses sexuell belästigt zu haben.

Biden schwieg vorerst zu den Vorwürfen und stellt sie jetzt vehement in Abrede. Es habe keinen derartigen Vorfall gegeben. Tatsächlic­h gibt es einige Ungereimth­eiten bei den Anschuldig­ungen. Nicht zuletzt hat Reade behauptet, damals Meldung bei der Personalab­teilung des Kongresses gemacht zu haben. Nicht nur dass diese Meldung bisher nicht aufzufinde­n war, räumte Tara Reade jetzt auch ein, dass sie Biden darin nicht explizit der sexuellen Belästigun­g oder eines Übergriffe­s beschuldig­t habe.

Was auch immer geschehen ist oder nicht, wird kaum mehr zu klären sein. In jedem Fall wäre der Vorfall – so es ihn gab – juristisch verjährt.

Aber die Demokraten wollten im Wahlkampf Trumps Umgang mit Frauen thematisie­ren. Das wird ihnen jetzt schwerfall­en.

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