Das Dilemma der Demokraten
Joe Biden, der bei der USPräsidentschaftswahl im November gegen Donald Trump antreten wird, gilt weithin als seriöser Politiker. Jahrzehntelang war er Senator, acht Jahre lang Vize-Präsident unter Barack Obama. Er ist einer der erfahrensten und verbindlichsten Politiker der USA.
Nach anfänglichem Schwächeln hat er auch die bisher abgehaltenen parteiinternen Vorwahlen bei den Demokraten klar für sich entschieden. Doch jetzt haben Anschuldigungen gegen Biden seine Partei in ein großes Dilemma gestürzt. Wie berichtet, beschuldigt ihn seine ehemalige Mitarbeiterin im Senat, Tara Reade, sie 1993 am Gang des Kongresses sexuell belästigt zu haben.
Biden schwieg vorerst zu den Vorwürfen und stellt sie jetzt vehement in Abrede. Es habe keinen derartigen Vorfall gegeben. Tatsächlich gibt es einige Ungereimtheiten bei den Anschuldigungen. Nicht zuletzt hat Reade behauptet, damals Meldung bei der Personalabteilung des Kongresses gemacht zu haben. Nicht nur dass diese Meldung bisher nicht aufzufinden war, räumte Tara Reade jetzt auch ein, dass sie Biden darin nicht explizit der sexuellen Belästigung oder eines Übergriffes beschuldigt habe.
Was auch immer geschehen ist oder nicht, wird kaum mehr zu klären sein. In jedem Fall wäre der Vorfall – so es ihn gab – juristisch verjährt.
Aber die Demokraten wollten im Wahlkampf Trumps Umgang mit Frauen thematisieren. Das wird ihnen jetzt schwerfallen.