So schlimm ist es ja gar nicht daheim
Die Regierung empfiehlt, weiterhin auf Homeoffice zu setzen. Die Heimarbeit kommt bei vielen gut an. Große Firmen holen ihre Mitarbeiter nur langsam wieder ins Büro zurück.
EIN FÜNFTEL DER ÖSTERREICHER sitzt derzeit auf Empfehlung der Regierung im Homeoffice. Das Modell „Heimarbeit“dürfte sich aber auch abseits der Coronakrise durchsetzen. In einer neuen Umfrage gab die Hälfte der Beschäftigten an, das Büro in Zukunft öfters gegen die eigenen vier Wände tauschen zu wollen.
Die Ausgangsbeschränkungen sind aufgehoben, die Einschränkungen im Arbeitsleben bleiben weitgehend aufrecht – auch beim Thema Homeoffice empfiehlt die türkis-grüne Regierung den Unternehmen, wo immer es möglich ist, dies beizubehalten. „Wir setzen stark auf die Eigenverantwortung der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter“, sagt Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP). Die türkise Wirtschaftsministerin
Margarete Schramböck ergänzt: „Technologie und Digitalisierung erleichtern unsere Arbeitswelt massiv. Dies sollten wir in Zeiten wie diesen auch nützen.“
Ähnlich sehen das Wirtschaftsund Arbeiterkammer sowie die Gewerkschaft. AK-Präsidentin Renate Anderl hält aber fest, dass sich Homeoffice und Kinderbetreuung „nicht ausgehen“. ÖGB-Chef Wolfgang Katzian sagt: „Besonders Frauen freuen sich, wenn sie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.“
Grundsätzlich kommt Heimarbeit bei den Beschäftigten aber gut an – das zeigt eine Umfrage des GallupInstituts mit 1000 Teilnehmern: Von jenen, die im Homeoffice arbeiten, möchte die Hälfte dies beibehalten. 54 Prozent sind mit Telefonund Videokonferenzen glücklich. Außerdem geht die Hälfte davon aus, dass nach der Coronakrise mehr im Homeoffice als davor gearbeitet wird.
Doch kann das Homeoffice von der Notlösung auch zum Dauerzustand werden? Ein Rundruf der „Krone“in großen Unternehmen zeigt: Dort wird bereits über Lockerungen beim Homeoffice diskutiert beziehungsweise werden diese seit Anfang Mai langsam umgesetzt.
Die Erste Group etwa hat 95 Prozent ihrer 4500 Mitarbeiter in der Zentrale ins Homeoffice geschickt – demnächst wird bis zu einem Drittel zurückkehren. Bei der Uniqa arbeitete zuletzt die gesamte Belegschaft von zu Hause aus – seit zwei Wochen sind nun die Kfz-Anmeldestellen wieder besetzt, in den nächsten beiden Wochen sollen weitere Mitarbeiter ins Büro
wechseln. Bei der Voest
werden seit Wochenbeginn erste Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten konnten, schrittweise in das Büro zurückkommen. Bei A1 geht es am 18. Mai los: Ab diesem Tag werden maximal 25 Prozent der 6000 Heimarbeiter wieder in ihre Büros beziehen.