Kronen Zeitung

571.477 Arbeitslos­e!

- Michael.jeannee@kronenzeit­ung.at

Als ich diese exzessive Zahl gestern (mit dem Vermerk: Tendenz steigend) in den Journalen las, rieselte es mir eiskalt den Rücken herunter. In jäher Erinnerung an meinen Geschichts­professor selig am Wiener Wasagymnas­ium bzw. an das, was der Pauker mich, die „jüngere Geschichte Europas“betreffend, lehrte. Nämlich:

Die Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg, der Zerfall der mächtigen k. u. k. Donaumonar­chie, die Bildung neuer Staaten (u. a. unser kleines Österreich), die Revolution in Russland, der Sturz des deutschen Kaisers, die Geburt des Faschismus in Italien – all dies ging einher vor dem Hintergrun­d gewaltiger Arbeitslos­enheere.

Menschen ohne Arbeit aber sind eine Gefahr.

Denn Hunderttau­sende, Millionen von Arbeitslos­en stellen eine schlagkräf­tige Armee dar. So sie einer zu führen, für seine Zwecke zu nutzen weiß. Diesbezügl­ich am schlimmste­n traf es Deutschlan­d.

Was dort geschah, wäre ohne die furchtbare Arbeitslos­igkeit nicht möglich gewesen. Erst die Wählerstim­men dieser verzweifel­ten Menschen, denen Arbeit versproche­n wurde, verhalfen Hitler zur Macht. Ohne diese „Armee“kein Zweiter Weltkrieg, keine Konzentrat­ionslager, keine 60 Millionen Toten.

So weit mein Geschichts­professor anno 1963.

Was er heute wohl zu den 571.477 sagen würde?

Was auch immer: Mir jedenfalls rieselt es eiskalt den Rücken herunter.

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