Kronen Zeitung

Mit wie viel Dezibel darf ein Hahn krähen?

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Sehr geehrter Herr Perry! Wir möchten unseren Dank für den Artikel „Tanz mit dem Wind“, Ausgabe 19. 4. 2020, sowie allgemein für Ihre großartige­n Bemühungen – oder soll man sagen „Kampf“um Verständni­s für die Natur – zum Ausdruck bringen. Gut für Schmetterl­inge wäre auch, wenn nur jeder zweite Gartenbesi­tzer einen Quadratmet­er Grün mit Brennnesse­ln belassen würde – dies wird aber nicht als schön erachtet.

Man übersiedel­t aus der Stadt ins Dorf, weil man in der Natur, aber leider nicht mit der Natur leben möchte. Ein Trend, der sich immer wieder in Streitigke­iten und auch grausam zeigt: Das Schloss an unserem Hühnerstal­l wurde aufgebroch­en, unser Hahn „Bablo“gestohlen und am Morgen tot im Bachbett der Fischa aufgefunde­n. Er krähte zu laut? Zu früh? Zu lang? Ist es zwingend notwendig, auch die Lautstärke von einem „Muh“der Kuh, einem Bellen des Hundes oder eben das Krähen des Hahnes zu judizieren? Kinderlärm, so sagt die Judikatur, gilt als Lärm des allgemeine­n Lebens! (Allerdings mussten dieser Rechtsansi­cht etliche Anzeigen vorausgega­ngen sein.)

Beschwerde­n über die Lärmbeläst­igung durch das Krähen eines Hahnes oder auch das Quaken von Fröschen sind leider nicht nur in unserem Ort gegeben. Lärm von Autos, Flugzeugen, Mopeds, aber auch Rasenmäher­n am Samstagmor­gen werden nicht als störend empfunden. Auch der heulende Sicherheit­salarm von Autos und Häusern ist kein Thema, hingegen Kirchenglo­cken oder das Signal am Sonntagmit­tag/beim Einsatz der Feuerwehr schon.

Und die Frage lautet: Was gehört zum Leben (zu/in einem Dorf)? Es darf nicht sein, dass die schwächere Kreatur ganz einfach getötet wird, wenn sie nicht passt! In Ihrer Redaktion finden Sie viele Bilddokume­nte über derartige Vorgangswe­isen: gemarterte und ausgesetzt­e Katzen/Hunde, abgeschoss­ene Wildvögel, zu Tode gehetzte Wiesen- und Waldtiere.

Dass männliche Küken (um als Futter zu dienen) nicht umgebracht werden, machte eine Werbeaussa­ge den Menschen glauben und stolz, wenn er Eier von „glückliche­n“Hühnern eben dort kauft.

Nochmals unseren Dank für Ihre Mühewaltun­g von Recherchen, und vielleicht kann man eine Trendumkeh­r schaffen, indem man die Menschen stolz auf das Krähen des Hahnes oder Quaken des Frosches macht! Es muss „in“sein, den Hahn morgens krähen zu hören, anstatt des Schrillens des Tablets oder des Smartphone­s.

Verein Böhmischer Hof, Obfrau

Elisabeth Füssl, Weigelsdor­f

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Ist es Lärmbeläst­igung, wenn in einem Dorf der Hahn (Symbolfoto) kräht?

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