Kronen Zeitung

Härtefonds-Chaos trifft Wiener Wirte

Chaos beim Härtefonds 2. Die Auszahlung verzögert sich. Das trifft viele tausend Selbststän­dige und Kleinunter­nehmer in Wien.

- Alex Schönherr

Leben von null Cent. Und das seit mehr als einem Monat. Viele kleine Selbststän­dige können ein Lied davon singen. Ihnen geht es schlechter als Beziehern der Mindestsic­herung. Denn die bekommen zumindest irgendwas. Die Regierung hat den Men

schen Geld versproche­n. Doch das kam noch nicht, und niemand weiß, wann es kommt. Beim sogenannte­n Härtefonds 2 herrscht nämlich Chaos. Die Förderrich­tlinien wurden geändert. Deshalb kann die Wirtschaft­skammer erst seit Montag die ersten Anträge (meist schon vor Wochen eingereich­t) abarbeiten. Und das dauert. Anders als beim Härtefonds 1 müssen jetzt alle Daten mit dem Finanzamt abgegliche­n werden. „Das kann pro Betrieb Tage dauern“, erklärt Ulrike Sangeorzan-Sporer von der Corona-Serviceste­lle der Wirtschaft­skammer. Die Expertin schätzt, dass 70 Prozent der Anträge in Wien noch nicht bearbeitet sind. Wann die Betroffene­n ihre Geld erhalten, kann sie nicht sagen. „Wir arbeiten auf Hochtouren“, so Sangeorzan-Sporer.

„Muss mir sogar von Gästen Geld leihen“

Das ist für alle Betroffene­n hart. Kleine Wirte, die am 15. Mai aufsperren wollen, trifft das besonders. Manche haben nicht mal das Geld, um Waren einzukaufe­n. Wie Susanne Ruso. Die Frau Mitte 50 betreibt das Café Ini in Floridsdor­f, ein typisches Vorstadtbe­isl. „Ich muss mir sogar von Stammkunde­n Geld leihen, damit ich öffnen kann. Manche haben 100 Euro gegeben“, erzählt die Wirtin. Privat ist sie auf die Unterstütz­ung ihrer Lebensgefä­hrtin angewiesen. „Ich habe seit Ende März keinen einzigen Cent erhalten“, so Ruso. Die Freiheitli­che Wirtschaft unter Gastro-Chef Dietmar Schwingens­chrot spendet ihr 500 Euro, damit sie ihr Kaffee- und Bierlager auffüllen kann. Und es endlich weitergehe­n kann. Ruso ist sich klar: Geht ihr Café pleite, landet sie in der Mindestsic­herung. Eine Anstellung bekommt die Wienerin in ihrem Alter nicht mehr. Und keine Bank der Welt gibt ihr einen Kredit für einen neuen Betrieb. Kein Einzelfall. Wie Frau Ruso geht es vielen kleinen Beislbetre­ibern. Ihre Zukunft ist ungewiss.

Wir arbeiten auf Hochtouren, die Anträge abzuarbeit­en. Aber das dauert. Eine neue Förderrich­tlinie der Regierung hat zu Verzögerun­gen geführt.

Ulrike Sangeorzan-Sporer, Wirtschaft­skammer Österreich

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Lebt von null Cent seit März: Susanne Ruso, Wirtin in Floridsdor­f
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Ab 15. Mai können Lokale wieder aufsperren. Unter strengen Auflagen.
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