Kronen Zeitung

Ludwig: „Korrekt abgelaufen“

Der Wiener Bürgermeis­ter über Rendi-Wagner, die Wahl und „Friedhofsr­uhe“ Bei den Roten nichts Neues: Pamela Rendi-Wagner bleibt Parteichef­in, Wien hat am 11. Oktober eine alles entscheide­nde Wahl zu schlagen, und bei der SPÖ gibt es parteiinte­rne Diskuss

- Interview: Michael Pommer

Herr Bürgermeis­ter, zuerst einmal Gratulatio­n. Wenn die Sozialdemo­kratie sich selbst wählt, fährt sie österreich­weit respektabl­e Ergebnisse ein. Wie haben Sie die Bestätigun­g von Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner am Mittwoch gefeiert?

Es gab eine unerwartba­r hohe Beteiligun­g, es war also vielen Mitglieder­n wichtig, sich an der personelle­n, aber auch inhaltlich­en Diskussion zu beteiligen. Das Ergebnis ist also durchaus erfreulich für die Parteivors­itzende.

Aber selbst Erfolge im Kleinen werden zerpflückt. Kaum war das Ergebnis veröffentl­icht, wurde die Zählweise parteiinte­rn angezweife­lt. Fünf von 12 Mitglieder­n der Wahlkommis­sion sollen das Ergebnis nicht akzeptiert haben. Was sind die Gründe?

Ich kenne solche Gründe nicht, aber ich bin überzeugt davon, dass das sehr korrekt abgelaufen ist. Es war ein sehr komplexes Verfahren. Dadurch ist sichergest­ellt, dass Unregelmäß­igkeiten eigentlich auszuschli­eßen sind. Es waren auch alle Mitglieder des Wahlkomite­es bei allen Schritten immer mit eingebunde­n.

Die Beteiligun­g von 41,3 Prozent ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass es keine Mobilisier­ung für Rendi-Wagner gab, viele alte Wähler wohl nicht online abgestimmt haben und wegen der Coronagefa­hr nicht zur Post gegangen sind, dazu kommt eine Fülle an Karteileic­hen, die es bei jeder Partei gibt. Wie ist das gelungen?

Es ist in der Tat eine überrasche­nd hohe Beteiligun­g. Ich hätte das nicht erwartet. Ein schönes Zeichen dafür, dass sich die Mitglieder neben dem Personelle­n auch am Inhaltlich­en beteiligt haben. Es gab zum Beispiel eine offene Frage an alle: Was erwartest du dir von der SPÖ? Und da haben 70 Prozent geantworte­t.

Was erwarten Sie sich von der SPÖ?

Ich erwarte, dass man sich um die Herausford­erungen, die bestehen, kümmert. Von der Wirtschaft über den Arbeitsmar­kt bis zur Bildung gibt es Themen, bei denen es in der Sozialdemo­kratie hohe Kompetenzz­uschreibun­g gibt.

Bis zur Wien-Wahl im Herbst herrscht jetzt also verordnete Ruhe. Stimmt es, dass Sie bei der Sitzung des Parteivors­tandes gesagt haben, dass Sie sich jene, die jetzt noch öffentlich eine Personalde­batte führen, „persönlich vornehmen“?

So in dieser Konstellat­ion kann ich das nicht bestätigen. Aber ich habe darauf hingewiese­n, dass ich davon ausgehe, dass mit dieser Entscheidu­ng die Personaldi­skussion beendet ist. Das ist sicher richtig.

Also wird sich auch der burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil dazu nicht mehr zu Wort melden?

Es werden sich hoffentlic­h immer wieder Sozialdemo­kraten zu Wort melden. Wir haben keine Message Control, wie das in anderen Parteien üblich ist. Es wurde keine Friedhofsr­uhe verordnet.

Nachdem Rendi-Wagner bei der Basis ja nachweisli­ch gut ankommt, werden Sie sie für die Wien-Wahl im Herbst um Unterstütz­ung bitten?

Es ist eine Wahl, bei der es um die Zusammense­tzung des Gemeindera­tes geht. Von daher gehe ich davon aus, dass alle, die sich in diesem Wahlkampf einbringen, nachher auch bereit sind, in der Kommunalpo­litik tätig zu sein.

Die ÖVP wird Bundeskanz­ler Sebastian Kurz jedenfalls nicht verstecken.

Das tut sie ja die ganze Zeit nicht. Vor allem wenn man sich die mediale Präsenz ansieht. Aber das schreckt mich nicht. Es wird der Bevölkerun­g klar sein, wer gewählt wird. Nämlich weder der Bundeskanz­ler noch der Finanzmini­ster.

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Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig bei der SPÖ-Show in der Marx Halle: „Alles korrekt abgelaufen.“
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