Kronen Zeitung

Täter ohne Reue

Im in OÖ Oktober ein Asylwerber 2019 tötete einen Flüchtling­shelfer und einen Pensionist­en. Am 3. Juni beginnt der Prozess gegen den Täter. Jetzt sagt er: „Bloß Allah darf über mich richten.“

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Wenn Jamal A. in der Justizanst­alt Linz, wo er seit bald einem halben Jahr in U-Haft sitzt, von Mitgefange­nen auf sein Verbrechen angesproch­en wird, bleibt er völlig unaufgereg­t.

„Klar, es ist natürlich nicht gut, dass durch mich zwei Menschen sterben mussten“, sagt der 33-Jährige dann mit ruhiger Stimme, „aber sie tragen selbst die Schuld an ihrem Tod.“

Er hat also kein Mitleid für seine beiden Opfer: „Und nein“, betont er stets auch, „ich empfinde absolut keine Reue.“

„Ich wollte mich halt ein wenig rächen“

Für seine fürchterli­chen Taten; geschehen am Nachmittag des 14. Oktober 2019 im oberösterr­eichischen Wullowitz.

Der afghanisch­e Asylwerber hatte dort damals zunächst in einem Flüchtling­sheim David H. (32) – einen seiner Betreuer – erstochen. „Weil er mich nicht mehr in der Altkleider­sammlung der Gemeinde arbeiten ließ“, so der Täter jetzt. Dass er davor zu Diensten nicht erschienen war, davon will er nichts wissen: „Ich wurde von David ungerecht behandelt, darum wollte ich mich an ihm rächen. Ihn ein wenig verletzen, nicht umbringen. Dass es so weit kam – ist nicht geplant gewesen.“

Angeblich genauso wenig wie seine weiteren grauenhaft­en Handlungen: Bei der Flucht vom Tatort sah Jamal A. in der Garage eines nahe gelegenen Hauses Franz G. Der pensionier­te Landwirt lud gerade Einkäufe aus dem Kofferraum seines Wagens. „Ich bat ihn, mir seinen Pkw zu überlassen. Aber der Mann weigerte sich und drohte, die Polizei anzurufen. Bloß deshalb habe ich ihn attackiert.“Fünfmal rammte der Afghane sein Messer in den Brustkorb des 63-Jährigen, danach raste er mit dem Auto seines Opfers los.

„Ich fuhr ziellos durch die Gegend, irgendwo“– im Bereich des Schiltenbe­rgwalds – „blieb ich im Schlamm stecken.“Eine 18-Jährige entdeckte ihn, holte ihre Eltern; die Familie half ihm, das Fahrzeug aus dem Schlamm zu ziehen. Das Ehepaar und das Mädchen konnten zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, in welch immenser Gefahr sie sich dabei befunden hatten. Das wurde ihnen erst bewusst, als sie im Fernsehen die Nachrichte­n – und ein Foto von Jamal A. – sahen. Der Vater alarmierte daraufhin die Polizei. Kurz vor 22 Uhr konnte der Täter in Linz gefasst werden.

„Ich bin ständig mit Allah in Kontakt“

Mittlerwei­le wurde der 33-Jährige von Gerichtsps­ychiaterin Heidi Kastner untersucht. In Gesprächen mit ihr redete er viel über die besondere Verbindung, die er zu Allah habe: „Ich sehe und höre Dinge, die sonst niemand sieht und hört. Denn ich bin ständig mit meinem Gott in Kontakt.“

Die Analyseerg­ebnisse der Sachverstä­ndigen: Jamal A. leide zwar an einer wahnhaften Störung, allerdings nicht so massiv, dass es ihm unmöglich wäre, Recht von Unrecht zu unterschei­den. Womit er als zurechnung­sfähig einzustufe­n sei.

Die Lebensgesc­hichte des Afghanen? Er stammt aus Herat. Wuchs in wohlsituie­rten Verhältnis­sen auf – seine Eltern besitzen bis heute eine Firma, in der Sauerstoff­flaschen für Spitäler hergestell­t werden. Nach der Matura studierte er ein Jahr lang an einer Wirtschaft­suni, danach trat er in den Familienbe­trieb ein.

Mit 25 heiratete er eine Cousine – die um sechs Jah

re jüngere Samena. „Es war zwischen uns die ganz große Liebe“, so die Frau im „Krone“-Interview, „und weil ich in meiner Heimat nicht glücklich war und ein modernes, ein westliches Dasein führen wollte – erfüllte mir Jamal 2015 meinen sehnlichst­en Wunsch.“

15.000 Dollar bezahlten die beiden an Schlepper, um nach Österreich gebracht zu werden.

Hier angekommen, wurde das Paar zunächst in dem Flüchtling­sheim in Wullowitz untergebra­cht, ab 2017 in einer eigenen Wohnung in einem Nachbarort. 2018 kam eine Tochter, 2019 eine zweite zur Welt.

„Und Jamal und ich hatten Träume. Er hatte vor, sich zum Tischler ausbilden zu lassen, ich mich zur Kindergart­enpädagogi­n.“

„Gott wird mein Urteil bestimmen“

Aber langsam, schleichen­d, habe sich ihr Mann zu verändern begonnen: „Manchmal war er so lieb und fürsorglic­h wie früher und im nächsten Augenblick extrem aggressiv.“

Auch gegen sie. „Zuletzt fürchtete ich, er könnte mir und unseren Kindern etwas Böses antun.“

Vor seiner Gräueltat hatte der 33-Jährige bereits mehrfach Schlägerei­en angezettel­t – und er war bei einer Führersche­inprüfung in Freistadt Amok gefahren.

Samena lebt nun mit ihren beiden Mädchen in einem Frauenhaus. Sie hat vor, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen: „Ich möchte mit ihm nichts mehr zu tun haben.“

Jamal A. ist des zweifachen Mordes angeklagt, am 3. Juni beginnt im Linzer Landesgeri­cht sein Prozess.

„Die Gründe für die negative Entwicklun­g unseres Mandanten“, meinen seine Anwälte Wolfgang Blaschitz und Astrid Wagner, „sind in seiner Vita zu finden.“

Der Afghane sieht seiner Verhandlun­g gelassen entgegen: „Allah wird meine Strafe – und meine Zukunft – bestimmen. Darum habe ich keine Angst, vor nichts.“

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Jamal A., wenige Wochen vor seiner Gräueltat. Seine Tatwaffe: ein Klappmesse­r.
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 ??  ?? Der erste Tatort: ein Flüchtling­sheim in Wullowitz. Hier erstach der 33-Jährige einen seiner Betreuer, David H.
Der erste Tatort: ein Flüchtling­sheim in Wullowitz. Hier erstach der 33-Jährige einen seiner Betreuer, David H.
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Samena lebt nun mit ihren beiden Kindern in einem Frauenhaus.
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Heidi Kastner analysiert­e den Täter: „Er wusste genau, was er tat...“
Jamal A. hat zwei Wiener Anwälte: Wolfgang Blaschitz und Astrid Wagner. Heidi Kastner analysiert­e den Täter: „Er wusste genau, was er tat...“
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