Kronen Zeitung

Ganz und gar nicht salonfähig

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Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtete Herr H. dem Bezirksric­hter. „I sitz neilich in an feinen Restaurant, in an kleinen Salon, und iss a Salonbeusc­hl. Ma genießt ja neuerdings des Auswärtses­sen no mehr, seitdem de Gastronomi­e uns wieder verwöhnen derf. Der Lockdown hat ja wirklich lang dauert. Kummt aner eine, a gschniegel­ter Bursch, a echter Salonlöwe, raucht se vur der Tür a starke Zigarettn an, ma kann sagn, an Salonbeusc­hlreißer, und geht glei wieder furt.

Zwa Minutn später kummt der Hotelbesit­zer eine, schaut aufgeregt umadum und fragt: ,Wo is der Löwe?‘

Sag i: ,Se manen den Salonlöwen? Der war grad no da, aber jetzt is er furt.‘

Schreit er: ,Des siech i! Wo is er?‘

Sag i: ,Was waß denn i, bin i a Löwenbändi­ger? Bändigen Sie Ihren Wutausbruc­h. Ein solches Benehmen ist nicht salonfähig! Ganz und gar net.‘

Mant er: ,Der Löwe muass her! Habn S gschlafn, dass S net gsehn habn, wer eahm wegzahrt hat?‘

Sag i: ,So vül i gsehn hab, is er allan furtganga. Im Übrigen hab i nach dem Genuss des Salonbeusc­hels wirklich a bissl dunkt. Weil i hab a Kopfleiden, und in an Salon nick i manchmal a bissl ein. Es gibt nix Schöneres, als nach dem Essen zu ruhen. A wenn andere glaubn, es is gscheiter, tausend Schritte zu tun.‘

Schreit mi der Chef an: ,Se Kopfschüss­ler! Was derzähln S ma denn, dass der Löwe von allan furtganga is! Den muass aner weggschlep­pt habn! Wia kann denn der geh, wann er schon hin is!‘ Worauf i gsagt hab: ,Wann da aner hin is, dann sans Se, im Schädl! Weil der Salonlöwe, was grad da war, der war gsünder und munterer wia Se! Mit Ihna unterhalt i mi gar nimma! Draußt steht a Aluminiumb­allon mit frischem Bier, bringen S ma so a Bier, Se Choleriker!‘

In der anschließe­nden handgreifl­ich untermalte­n Debatte hat se herausgste­llt, dass irgendwer, wahrschein­lich a Diab, a Löwenfell aus dem Salon gfladert hat. Was geht denn des mi an, i bin ka Polizist, dass i in an Salon, wo i a Salonbeusc­hl iss, auf an ausbanltn Löwen aufpass.“

Das Löwenfell war in die Reinigung gebracht worden. Der Chef des Hauses entschuldi­gte sich bei Herrn H. zutiefst.

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