Seids ned so deppert!
Zuerst gab es einen Landtagsabgeordneten (FPÖ), der eine Corona-Party feierte. Dann sonnten sich ein Bundeskanzler und Landeshauptmann (beide ÖVP) in der Menge, ohne die Abstandsregeln einzuhalten. Nun folgte gar der Bundespräsident (ehemaliger Grüner), indem er die Lokalsperrstunde ignorierte.
So verschieden die Fälle sind, sollten wir uns nicht je nach Parteivorliebe darüber empören, was denn jetzt besonders schlimm sei. Besser wäre es, allen Politikern auf Wienerisch mitzuteilen: „Seids ned so deppert!“Das sagt man zwar nicht, trifft aber mehr den Punkt, als eine Staatsaffäre daraus zu machen. Für Nichtwiener frei übersetzt: „Stellt euch nicht so dämlich an!“
Alexander Van der Bellen kann auf der Habenseite verbuchen, sich entschuldigt zu haben und die Strafe des Wirtes zu übernehmen. Eh klar? Leider nein. Häufig rechtfertigen Politiker ihr Unrecht damit, dass irgendwer sonst sich auch falsch verhält. Das ist eine Unsitte.
Haben wir Bürger aber mit absoluter Sicherheit noch nie gewollt oder ungewollt eine (Corona-)Vorschrift übertreten? Nein. Verlangen wir von „denen da oben“also eine höhere Moral? Ja. Doch wer Politiker wird, muss von seiner Vorbildwirkung wissen.
Denn die österreichische Seele denkt sowieso, sich Gesetze und Verordnungen nach eigenen Wünschen hinbiegen zu dürfen. Unser Motto lautet vom Schnellfahren bis zur Schwarzarbeit: „Ein bisschen was geht immer!“Bei einer Pandemie darf es daher keine solche Signalwirkung der Politik geben.