An fünfter Stelle
Was mögen sich Österreichs Künstler und Kulturschaffende wohl gedacht haben, als sie gestern der Pressekonferenz von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und Gesundheitsminister Rudi Anschober gelauscht haben?
Da ging es erst einmal um 5,4 Millionen Covid-Erkrankte weltweit, um 345.000 Todesopfer, absolut besorgniserregend und als Einleitung auch vollkommen okay. Dann hätte man sich eigentlich erwartet, dass Österreichs Kultur jene Aufmerksamkeit zukommt, die ihr als Teil unserer nationalen Identität und als relevanter Wirtschaftszweig zustehen würde. Aber nein, vier andere Bereiche waren wichtiger: Hotels, Freizeiteinrichtungen, Bäder und der Hobbysport. Muckis trainieren, um Corona-Speck abzubauen, ist ab Freitag mit zwei Meter Sicherheitsabstand wieder erlaubt. Erst nach 16 Minuten gab Rudi Anschober das Wort der neuen Kulturbeauftragten. Kunst und Kultur an fünfter Stelle!
Die Reihenfolge mag passiert sein, bestätigt aber genau jenes Gefühl, das namhafte Kulturschaffende in den letzten Wochen immer wieder zum Ausdruck gebracht haben. Baumärkte, Wirtshäuser und Fitnessstudios stehen der Regierung näher als Theater, Konzerte, Kabarett etc. Eine für viele existenzbedrohende Priorität.
Nach der Demütigung der Szene hätten K & K – Kunst und Kultur – an die erste Stelle gehört. Oder, angesichts der fast 100 Pressekonferenzen und als Zeichen des Respekts, gleich in eine eigene Vorstellung.