Kronen Zeitung

In Hochform

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Ich hätt ma nie denkt, dass i so renna kann!“, sagte der Junggesell­e Otto P. zum Bezirksric­hter. „So grennt wia damals bin i no nie. Jetzt werdn S wissn wolln, warum i grennt bin. Und nachdem mir kaner nachsagn soll, dass i de Leit im Ungewissen halt, derzähl i Ihna jetzt, wia de Gschicht war.

I hab damals mit meiner verheirate­ten Freundin no spät in der Nacht nebn der Donau in an Gebüsch a intensives Liebeserle­bnis ghabt; sie wohnt nämlich da untn, da hats net weit z Haus, sie siecht sogar von dem Gebüsch zu ihre Fenster auffe, ob ihr Mann schon daham is. Mir habn also da untn a intensives Liebeserle­bnis ghabt, i hab mi dann von ihr verabschie­dt, hab no an späten Spaziergän­ger a Feuer gebn, und grad, wia i den späten Spaziergän­ger a Feuer gib, kummt von meiner Freundin der Mann auf mi zua.

,Jetzt hab i di, Gfrast!‘, hat er gschrian und wollt mi anspringa, aber i bin eahm auskumma und hab zum Renna angfangt.

I bin de Donau entlang grennt mit aner Geschwindi­gkeit, de was i überhaupt net beschreibn kann. Da hätt i letztes Jahr glei beim WienMarath­on mitlaufen können, so gut in Form war ich. A schneller und gut durchtrain­ierter Läufer hätt Augen gmacht. A Stehbleibn hats net gebn, weil i dauernd den keuchenden Atem meines Verfolgers ghört hab; oft war er so dicht hinter mir, dass ma direkt guat tan hat, wann er ma zwecks Abkühlung de Luft ins Gnack blasn hat. Er hats ja leichter ghabt, weil er is im Windschatt­en von mir grennt. Es is zwar damals ka Wind ganga, und Schattn gibts in der Finstern aa kan, aber das is eben der Fachausdru­ck für an Läufer, der was se von sein Vurdermann den Luftwiders­tand nehma lasst. Nun, kurz und gut, genug der Fachausdrü­cke, in der Höhe von Fischamend, wo sogar a Fisch am End gwesn war, wann er de ganze Streckn nebn mir schwimma hätt müassn, hab i ma denkt: Jetzt bleibst gach steh und buckst di, dann dersteßt er se über di und reißt a Brezn, mit etwas Glück hauts eahm sogar ins Wasser eine. Gesagt, getan, i hab mi einbremst, mei Hintermann is über mi drübergflo­gn, und wia i schau, siech i, dass des der Herr is, den was i a Feuer gebn hab. Jetzt wüll er von mir a Schmerzens­geld? Der soll ma a Kilometerg­eld zahln! Mecht wissn, wiaso mi der von Wean nach Fischamend gjaugt hat!“

Der fremde Herr („I hab glaubt, der dritte is a Räuber, drum bin i mitgrennt!“) zog seine Klage gegen Otto P. wieder zurück.

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