Kronen Zeitung

Wilder Streit um ansteckend­e Kinder

Ein heftiger Streit über die Verbreitun­g von Corona-Viren durch Kinder ist in Deutschlan­d im Gange. Österreich­s Ärzte geben hingegen Entwarnung.

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Die Hypothese, dass Kinder häufig symptomlos­e Überträger sind und bei der Verbreitun­g eine wesentlich­e Rolle spielen, ist wissenscha­ftlich nicht belegt“, so die Österreich­ische Gesellscha­ft für Kinder- und Jugendheil­kunde ÖGKJ aus Anlass der Schulöffnu­ngen.

So zeigte eine Studie aus Island, dass der Anteil der symptomlos­en Virusaussc­heider im Alter von 40 bis 50 Jahren 3-mal so hoch ist wie bei Kindern und Jugendlich­en. Bei 467 untersucht­en Kindern aus Graz waren nur

zwei positiv. In Norwegen haben die Gesundheit­sbehörden keinen einzigen von 8000 Krankheits­fällen gefunden, bei denen das Virus

in der Altersgrup­pe unter 20 übertragen worden wäre.

In Deutschlan­d läuft nach einem Bericht der „Bild“über angebliche Fehler in einer Studie des Top-Virologen Christian Drosten eine hitzige Diskussion. Drosten analysiert­e, dass die Zahl der Viren in kindlichen Atemwegen genauso hoch sei wie bei Erwachsene­n und er annehme, sie seien gleich infektiös.

Das lässt sich aber keinesfall­s daraus ableiten, gibt Univ.-Prof. Reinhold Kerbl, Vorstand der Abteilung Kinderund Jugendheil­kunde am LKH Hochsteier­mark, zu bedenken: „Laborwerte

stimmen nicht automatisc­h mit den Alltagsbed­ingungen überein. Kinder husten weniger, weisen ein geringeres Atemvolume­n auf und bringen daher kaum Viren in die Umgebung. Das gilt auch unter Gleichaltr­igen.“

In Wien liegen mehrere neue Krankheits­fälle in Kindergärt­en und Schulen vor, eine Einrichtun­g in WienHietzi­ng (2 Betreuerin­nen, 4 Kinder positiv getestet) musste geschlosse­n werden. Auch in einer Volksschul­e in Margareten gibt es einen bestätigte­n Fall. Drei Klassen und deren Lehrer wurden in Quarantäne geschickt.

Aufgrund des geringeren Atemvolume­ns und kaum Husten bzw. Schnupfen bei Kindern ist die Übertragun­g weniger wahrschein­lich.

Kinderarzt Univ.-Prof. Reinhold Kerbl, LKH Hochsteier­mark

Laut Virenanaly­se sind Kinder vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene. Schulöffnu­ngen bleiben daher riskant.

Virologe Prof. Christian Drosten, Charité in Berlin, Deutschlan­d

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Für alle Altersgrup­pen gelten selbstvers­tändlich die vorgeschri­ebenen Hygienereg­eln
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