Jahrgang 2020
Es war die aufregendste Woche meines damals jungen Lebens. Und ich war furchtbar krank. Als die Glocke zur schriftlichen Matura läutete, fühlte ich mich hundeelend. 39 Grad Fieber, Husten, Halsschmerzen – lauter Symptome, für die man heute unter den hygienischen Glassturz müsste. Damals war es „nur“irgendein grippaler Infekt – aber einer, der mir den Weg zur Matura fast unbezwingbar erscheinen ließ.
Ich wollte schon heimgehen und alles hinschmeißen. Doch dann war da diese felsenfeste Phalanx meiner Lehrer, all jener, die mich wochenlang auf dieses Ereignis vorbereitet hatten – wie Cheerleader feuerten sie mich an, versorgten mich mit Tee, Kreislauftropfen und Durchhalteparolen. Und irgendwie ging diese Maturawoche vorüber – ein wenig im Fiebertraum und doch erfolgreich.
In diesem Jahr ist es gleich die ganze Welt, die krank ist – und den Maturanten Steine in den ohnehin schon herausfordernden Weg legt. Wenn nun manche unken, die abgespeckte „Corona-Matura“könnte später einmal nicht so viel gelten, dann vergessen sie, dass es bei dieser Prüfung auch immer um Krisenfestigkeit geht. Und die haben die Maturanten 2020 auf jeden Fall bewiesen. Wochenlange Unsicherheit, die Vorbereitungen zu Hause ohne ein persönliches Lehrer-Cheerleader-Team, die Rückkehr in eine Schule, die nicht mehr dieselbe ist . . . Die Prüfungen mögen ja abgespeckt sein – der Jahrgang 2020 ist dennoch ein besonderer. Viel Glück euch allen!