Wohnen in Wien
Die Corona-Krise ändert nichts daran, dass sich der Immobilienmarkt in Wien weiterhin gut entwickelt. Interessante Ein- und Ausblicke bietet der „Erste Wiener Wohnungsmarktbericht“.
Der „Erste Wiener Wohnungsmarktbericht“ist eine in der Immobilienbranche wohlbekannte und anerkannte Studie. Der Titel der 84 Seiten starken Broschüre ist etwas verwirrend, denn tatsächlich handelt es sich bereits um die achte Ausgabe, die im März dieses Jahres erschien.
Dann kam Corona und es herrschte – auch in der Immobranche – vorübergehend Schockstarre. Jetzt, da das Land Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehrt, ist der Moment für eine erste Zwischenbilanz gekommen.
Auswirkungen der Krise
Wohnkrone.at hat bei den Herausgebern des Wohnungsmarkberichtes nachgefragt, ob der aktuelle Bericht denn überhaupt noch Gültigkeit habe – oder ob man diesen nun komplett umschreiben müsse. Die Herausgeber, das sind zwei absolute Branchengrößen mit tiefem Einblick in die Materie: der größte private Wohnbauträger Wiens, die BUWOG, sowie der erfolgreiche Immobiliendienstleister EHL Immobilien.
Sandra Bauernfeind von EHL spricht Klartext: „Erfreulicherweise muss der Wohnungsmarktbericht 2020 nicht umgeschrieben werden. Natürlich gab es in den ersten Wochen des Lockdowns auch eine deutliche Reduktion der Anfragen – im Hinblick auf Mietwohnungen, aber auch Eigentumswohnungen. Mittlerweile sind war hier aber wieder auf das Niveau von vor der Krise zurückgekehrt.“Andreas Holler, Geschäftsführer der BUWOG Group, ergänzt: „Wohnimmobilien sind, anders als andere Assetklassen, nur in sehr geringem Maße von wirtschaftlichen Schwankungen abhängig.“
Die Krise hat also auf die aktuelle Marktlage keine wesentlichen Änderungen bewirkt. Was die mittel- und langfristige Entwicklung betrifft, müsse man noch abwarten, so die Experten.
Ein Blick in den Bericht
Branchenkenner wissen: der Wohnungsmarkt in Wien unterscheidet sich deutlich von jenem vieler anderer Großstädte. Dies ist vor allem auf die zahlreichen
Wohnbauförderungsprogramme der Stadt zurückzuführen.
Der Anteil der Menschen, die in einer Eigentumswohnung wohnen, ist in Wien bzw. Österreich annährend gleich und im Vergleich zu anderen Wohnformen eher gering und stabil. Österreichweit ist das Einfamilienhaus nach wie vor die beliebteste und vorherrschende Art zu wohnen; in Wien ist dieser Anteil sehr gering.
In Wien gelten rund 931.000 Wohnungen als bewohnt, wobei etwa 76 Prozent der Haushalte zur Miete wohnen. Außergewöhnlich: von diesen 710.400 Mietwohnungen sind ca. 409.600 im Eigentum der
Gemeinde Wien oder von gemeinnützigen Bauvereinigungen.
Haushalte werden kleiner
Die durchschnittliche Haushaltsgröße lag 2019 österreichweit bei 2,22 Personen. Der Trend zu kleineren Haushalten geht ungehindert weiter, die Zahl der EinPersonen-Haushalte steigt. Während in Österreich im Jahr 1984 noch 2,70 Personen in einem Privathaushalt lebten, werden es 2080 laut Prognose nur noch 2,09 Personen sein. Anders die Situation in Wien: in 930.979 Privathaushalten beträgt die durchschnittliche Haushaltsgröße bereits heute (2019) nur 2,04 Personen. Bis 2080 wird dieser Wert nur geringfügig auf 2,02 Personen pro Haushalt sinken.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Wien zunehmend zu einer Stadt der Gegensätze entwickelt: Hier das unverwechselbare Ur-Wiener Flair mit seiner Kaffeehauskultur, den Straßenmärkten, den Gründerzeithäusern und imperialen Parkanlagen. Auf der anderen Seite entstehen neue trendige Szeneviertel, Startups, innovative Architektur und gleich mehrere großflächige Stadterweiterungsgebiete. Diese Mischung ist es, die Wien im Jahr 2020 ausmacht. Das Entwicklungspotenzial sehen die Autoren noch lange nicht ausgeschöpft.
Ob und in welchem Ausmaß die derzeitige Krise die Preise im Mietund Eigentumssegment langfristig beeinflussen wird, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen.
Andreas Holler, Geschäftsführer der BUWOG Group GmbH
Wir können beobachten, dass Wohnungen im Kauf derzeit stark nachgefragt werden, da ImmobilienInvestments immer in wirtschaftlich unsicheren Zeiten als sinnvolles Investment gesehen wurden.
Sandra Bauernfeind, Geschäftsführende Gesellschafterin, EHL Wohnimmobilien