Im Wohnkrone-Interview: Michael Pisecky
Wie sieht die aktuelle Situation in Wien aus?
Wir arbeiteten die ganze Zeit für unsere Kunden, nun dürfen wir auch wieder VorOrt-Termine wahrnehmen, und Kundentermine in unseren Büros sind wieder möglich. Die Nachfrage ist gut, und wir freuen uns, unsere Kunden wieder uneingeschränkt zu betreuen. Die Verwalter haben großteils ihre Aufgaben wahrnehmen können. Allerdings haben die Bauträger im Verkauf ähnliche Einschränkungen wie die Makler gehabt und sich mit der teilweisen Einstellung der Baustellen beschäftigen müssen.
Welche Erkenntnisse gewinnen Sie aus den vergangenen Wochen?
Die Unternehmen mit verstärkt digitalen Prozessen haben sich in den vergangenen Wochen leichter getan: So waren die Makler mit Videos und 360-Grad-Rundgängen in ihren Immobilien auch imstande, Online-Besichtigungen durchzuführen. Allerdings konnten die Makler nur unaufschiebbare Termine – wo dringender Bedarf vorlag – auch vor Ort erledigen, und speziell die Aufnahme von Objekten war praktisch nicht möglich.
Wie geht es jetzt weiter, auch hinsichtlich des Angebots und der Nachfrage. Die Nachfrage ist seit Ostern wieder gut, wir müssen uns um die Neuaufnahmen kümmern, hier fehlen uns die sieben Wochen Shut Down sehr, aber wir sind – speziell, was die Wohnimmobilien betrifft – sehr zuversichtlich.
Wie werden sich die Wohnpreise entwickeln?
Wir erwarten ein stabiles Preisniveau im Wohnen, weil es dämpfende und forcierende Faktoren gibt. Die Unsicherheit und die hoffentlich vorübergehenden Einkommensverluste dämpfen, Investitionen in Immobilien werden jedoch bleiben, und die Verbesserung des Wohnraums wird die Nachfrage beleben.
Wie schätzen Sie die aktuelle Bautätigkeit ein?
Die Bauträger konnten mit ihren Baufirmen großteils Vereinbarungen treffen, was die Fortführung der Baustellen betrifft, und wir hoffen, dass zeitliche Rückstande aufgeholt werden können. Probleme kommen auf die Bauträger vor allem dahingehend zu, was die Genehmigung von neuen Projekten betrifft. Hier sind die Herausforderungen vielfältig, und wir fürchten einen starken Rückgang.
Was beschäftigt die Verwalter am meisten?
Die Verwalter können ihre Aufgaben nun wieder uneingeschränkt wahrnehmen. Sie sind allerdings sehr stark mit den Mietminderungsforderungen befasst – vor allem im gewerblichen Bereich. Und dies wird wohl auch noch länger so bleiben.
Welche neuartigen Methoden der Immobilienvermarktung werden weiterbestehen?
Der starke Anteil von Home-Office, die weitere Digitalisierung von Prozessen, Online-Erledigungen und Online-Besichtigungen, mehr Termine per Video: Das sind sicher Innovationen, die Bestand haben werden.
Und schließlich: Was gibt Ihnen Grund zum Optimismus?
Die Immobilienwirtschaft ist aus der letzten großen Krise als äußerst erfolgreiche Branche hervorgegangen. Man kann hier von einer „Feuertaufe“sprechen: Es gibt ausreichend Bedarf, es ist vorsichtig finanziert worden und wir haben gute Unternehmen mit guten Mitarbeitern. Als Immobilienbranche erbringen wir einen wesentlichen Beitrag zur Gesundung der Gesamtwirtschaft.
„Als Immobilienbranche erbringen wir einen wesentlichen Beitrag zur Gesundung der Gesamtwirtschaft.“
Michael Pisecky Michael Pisecky, in Wien Fachgruppenobmann des Fachverbandes und stv. Obmann und der Immobilien- der WKO Vermögenstreuhänder