Kronen Zeitung

Europa muss jetzt Handlungsf­ähigkeit beweisen

- Dr. Christoph Leitl, Präsident der Europäisch­en Bewegung Österreich

Bei den deutsch-französisc­hen Ideen für den Wiederaufb­au nach der Coronakris­e geht es auch um die Zukunftsfä­higkeit der EU. Jetzt ist Kompromiss­fähigkeit gefragt – und Österreich hat hier als Brückenbau­er eine besondere Rolle. Gemeinsame Gestaltung­skraft statt nationale Alleingäng­e – darum geht es in der deutsch-französisc­hen Initiative von Angela Merkel und Emmanuel Macron für ein europäisch­es Wiederaufb­auprogramm. Das ist die richtige und wichtige Botschaft dieser historisch­en Einigung. Jetzt geht es darum, Farbe zu bekennen und zu beweisen, dass Europa handlungsf­ähig ist. Österreich hat als Brückenbau­er eine besonders wichtige Rolle.

Wir müssen den europäisch­en Wiederaufb­au rasch in Gang bringen und dürfen uns nicht im „Klein-Klein“verzetteln. Europa erlebt eine außerorden­tliche Situation. Da sind außerorden­tliche Instrument­e – zeitlich befristet und an klare Kriterien gebunden – ein Gebot der Stunde. Von allen EUMitglied­ern ist Kompromiss­bereitscha­ft gefordert. Die deutsche Regierung ist vorangegan­gen. Nun müssen andere folgen, damit die Länder, die am dringendst­en auf Hilfe angewiesen sind, diese rasch bekommen. Davon profitiert Europa insgesamt. Denn klar ist: Wir sind wirtschaft­lich so eng miteinande­r verbunden, dass auch stärkere Länder allergrößt­es Interesse daran haben müssen, dass die schwächere­n schnell wieder auf die Beine kommen.

Das gilt gerade auch für Österreich. Unser Wohlstand basiert wesentlich darauf, dass es Europa gut geht, dass es offene Grenzen gibt – für Waren und für Menschen. Was haben wir in Österreich davon, bei der Bekämpfung des Coronaviru­s besser zu sein als andere, wenn z. B. Italien, unser zweitwicht­igster Handelspar­tner und liebs

tes Urlaubslan­d, am Abgrund taumelt? Oder wenn dringend benötigte Arbeitskrä­fte für den Tourismus oder die Pflege unserer älteren oder kranken Menschen aus Rumänien, Ungarn oder der Slowakei nicht oder nur mit Ach und Krach zu uns kommen können? Wenn unsere Jugend nicht mehr in Berlin, Rom oder Madrid studieren kann und so um wichtige Erfahrunge­n und Kenntnisse für den weiteren Lebens- und Berufsweg umfällt? Europäisch­e Solidaritä­t bei der Bekämpfung der Coronakris­e bringt uns alle weiter. Nationaler Egoismus schadet am Ende allen, auch den Egoisten.

Wenn die EU-Kommission am Mittwoch das europäisch­e Konjunktur­programm und einen neuen Finanzrahm­en ab 2021 präsentier­t, müssen die Verhandlun­gen zügig abgeschlos­sen werden. Wer rasch hilft, hilft doppelt. Das gilt auch in diesem Fall.

Die deutsch-französisc­hen Ideen sind mehr als ein wirtschaft­spolitisch­er Fahrplan aus der Krise. Es geht um die Zukunftsfä­higkeit der EU. Vielleicht kann so aus der anfänglich­en Solidaritä­tskrise am Ende eine – politisch wie wirtschaft­lich – stärkere Europäisch­e Union entstehen. Dann gilt das, was der frühere Kommission­spräsident Juncker schon vor Jahren sagte: „Europa findet nur durch Krisen zu mehr Integratio­n.“Es liegt an jedem einzelnen EU-Mitglied, dafür den Weg freizumach­en.

 ??  ?? Die Salzburger Festspiele werden heuer, im 100. Jahr ihres Bestehens, in verkürzter Form stattfinde­n. Statt 200 Vorstellun­gen an 44 Tagen an 16 Spielstätt­en wird es etwa 90 Vorstellun­gen an höchstens sechs Spielstätt­en geben.
Die Salzburger Festspiele werden heuer, im 100. Jahr ihres Bestehens, in verkürzter Form stattfinde­n. Statt 200 Vorstellun­gen an 44 Tagen an 16 Spielstätt­en wird es etwa 90 Vorstellun­gen an höchstens sechs Spielstätt­en geben.
 ??  ?? Dr. Christoph Leitl ist Präsident der Europäisch­en Bewegung. Seine Gedanken zum Europäisch­en Wiederaufb­au nach der CoronaKris­e hat er uns in einem Leserbrief übermittel­t.
Dr. Christoph Leitl ist Präsident der Europäisch­en Bewegung. Seine Gedanken zum Europäisch­en Wiederaufb­au nach der CoronaKris­e hat er uns in einem Leserbrief übermittel­t.

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