Kronen Zeitung

„Isoliert zu sein war schlimm"

Covid-19 ist keine harmlose Erkrankung, wie viele denken. Das Coronaviru­s greift den ganzen Körper an. Zwei Genesene berichten über ihren steinigen Weg zurück ins Leben.

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Obwohl eine Infektion bei etlichen Menschen mild verläuft oder sogar symptomlos bleibt, trifft es andere mit voller Härte. Über 660 Menschen sind am Coronaviru­s gestorben. Das Positive: Knapp 15.400 Patienten haben überlebt.

„Ich brauchte lange, um wieder auf die Beine zu kommen, und bin noch immer nicht ganz die Alte“, erzählt Georgia Fischer aus Klagenfurt. Die 62-Jährige musste fast drei Wochen im Spital verbringen, 9 Tage davon auf der Intensivst­ation, im Tiefschlaf und künstlich beatmet. „Anfang März fühlte ich mich richtig krank und hatte schweren Husten. An Corona haben weder ich noch der Arzt gedacht. Er ging von Bronchitis aus. Schließlic­h wurde es aber so schlimm, dass mein Mann die Rettung rief.“

Dass Covid-19 der Auslöser war, erfuhr die Kärntnerin erst, als sie aus dem Tiefschlaf aufwachte: „Ich habe Angst bekommen, vor allem, weil ich von der Außenwelt abgeschnit­ten war. Man kann mit niemandem reden, außer manchmal mit dem medizinisc­hen Personal. Umarmungen und Gespräche mit meinen Lieben haben mir gefehlt. Sie durften nicht zu mir und machten sich Sorgen, auch, weil ich nur noch eine Niere habe.“

Nach dem Spital, etwa Anfang April, wurde Georgia Fischer in Heimquaran­täne mit Trennung von den Familienmi­tgliedern entlassen. „Ich konnte anfangs gar nichts machen, war erschöpft und musste wieder lernen, meine Koordinati­on zu erlangen, ich griff z.B. am Häferl vorbei.“

Bei der Genesung geholfen haben Atemübunge­n und Bewegung an der frischen Luft. „Ich spreche viel darüber, man darf den seelischen Aspekt so einer schweren Erkrankung nicht übersehen“, fügt sie hinzu. „Ich bin zwar noch nicht ganz o.k., aber es geht mir von Tag zu Tag besser.“

„Als ich im Rettungsau­to lag, wurde es finster“

Auch Franz Knauder wurde Anfang April positiv auf Covid-19 getestet, da kurz zuvor sein Vater daran verstorben war: „Symptome hatte ich keine, bis plötzlich hohes Fieber auftrat und nicht mehr zu senken war.“Da bekam der 59-Jährige Panik, rief die Rettung. „Als ich im Krankenwag­en lag, wurde es finster um mich. Ich kann mich nicht erinnern wie ich im Spital ankam – gerade noch rechtzeiti­g, denn meine Lunge war kollabiert.“

Mehr als drei Wochen lag er auf der Intensivst­ation im LKH Klagenfurt, wurde für 17 Tage in Tiefschlaf versetzt und in Bauchlage künstlich beatmet. „Zwischendu­rch

erlitt ich einen Herzstills­tand. Aber ich wurde wieder zurückgeho­lt.“Dann musste der Patient für eine Woche in Spitalsqua­rantäne. „Die Isolation war das Schlimmste. Alleine, kein Radio, keine Ansprache. Ich war so schwach, konnte mich nicht bewegen und nicht einmal meine Frau anrufen.“

Derzeit ist Franz Knauder im LKH Wolfsberg, lernt wieder gehen und trainiert am Ergometer. „Mit der linken Hand kann ich noch im

mer nichts halten. Im Koma könnte ein Nerv gequetscht worden sein. Die Ärzte sind zuversicht­lich, dass alles wieder in Ordnung kommt.“

Warum das Virus ihn so schwer erwischt hat? „Ich war beruflich sehr im Stress, pendelte zwischen Österreich und Italien. Außerdem hatte ich früher einen Schlaganfa­ll, ein paar Kilos zu viel und muss Blutverdün­ner nehmen. Corona haben wir alle aber nicht ernst genommen. Bis es einen selber trifft . . . “

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Franz und AnnaMaria Knauder sind froh, dass es bergauf geht. Zwischendu­rch stand es nicht gut um den 59-Jährigen: Covid-19, Lungenkoll­aps und Herzstills­tand bedrohten sein Leben.
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Intensivst­ation, künstliche Beatmung und Abschottun­g von Menschen fordern Körper und Psyche.
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