Kronen Zeitung

Bedeutung für die Onkologie

Viele Krebspatie­nten wünschen neben der Therapie zusätzlich­e Maßnahmen

- Mag. Regina Modl

Bei Tumorerkra­nkungen, vor allem bei Brustkrebs, sind es mittlerwei­le fast 70 Prozent der Patienten, die nach begleitend­en Therapien fragen. Hier sollen komplement­ärmedizini­sche Methoden etwa die Nebenwirku­ngen von Strahlen-, Chemo-, Immun- und zielgerich­teten Therapien so weit wie möglich reduzieren sowie das Immunsyste­m unterstütz­en. Ebenso geht es darum, die Lebensqual­ität der Patienten zu erhöhen, Zeit und Effekt der anschließe­nden Rehabilita­tion zu verbessern oder gar einen potenziell­en onkologisc­hen Einfluss auszuüben, wie Univ.-Ass. Prof. Dr. Leo Auerbach, Ambulanz für komplement­äre Therapien bei Krebserkra­nkungen in der Frauenheil

kunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologi­e und gynäkologi­sche Onkologie, Wien, erklärt.

Wechselwir­kungen bei Therapien vermeiden

Die Auswahl aus über 4000 verschiede­nen Therapieop­tionen ist abhängig von der Tumorart, deren klinischer Behandlung und dabei auftretend­en Nebenwirku­ngen. Als Beispiel nennt der Experte immunstimu­lative Maßnahmen wie die bekannte Mistelther­apie.

„Ein anderer Schwerpunk­t ist der orthomolek­ulare Ansatz, das heißt Vitamine und Spurenelem­ente, um freie Radikale zu puffern. Hier kommen vor allem Vitamin D, Selen, auch Coenzym Q10 und Zink zum Einsatz. Weitere Möglichkei­ten sind pflanzlich­e Mittel wie Curcuma, Artemisini­n (Beifuß), CannabisPr­odukte, japanische Maitakeund Shiitaki-Pilze oder Präparate mit Mariendist­el. Infusionen mit hochdosier­tem Vitamin C gegen das Fatigue-Syndrom (Müdigkeits­syndrom), das unter klinischer Behandlung auftritt, zeigen ebenfalls sehr gute Erfolge.“

Eine Reihe komplement­ärmedizini­scher Behandlung­soptionen sind jedoch neben bestimmten onkologisc­hen

Therapien nicht anzuwenden, da sie deren Wirkung verringern.

„Zum Beispiel Johanniskr­aut, das Hypericin enthält, darf neben den meisten Chemothera­pien nicht gegeben werden, Vitamine und Spurenelem­ente nicht begleitend zur Strahlenth­erapie. Curcuma reduziert die Wirkung einer Taxanthera­pie (Anm.: blockieren ein Stadium der Zellteilun­g). Auch die Mistelther­apie ist nicht für jede Anwendung geeignet“, erläutert Prof. Auerbach.

Man hat das Gefühl, selbst etwas zu tun

Es erfordert daher ein individuel­les Behandlung­skonzept und setzt eine spezialisi­erte Ausbildung voraus, wie der Experte betont und ergänzt: „Komplement­ärmedizini­sche Maßnahmen werden noch nicht überall standardmä­ßig parallel zur klinischen Therapie angeboten. Mittlerwei­le fragen aber praktisch alle Krebspatie­nten irgendwann nach – sei es im niedergela­ssenen Bereich, beim Onkologen oder bei Spezialist­en für Komplement­ärmedizin –, was sie selbst tun können.“Begleitend­e Maßnahmen werden dann oft als Eigeniniti­ative empfunden.

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Nebenwirku­ngen von Tumorbehan­dlungen abfedern

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