Kronen Zeitung

Speichelst­ein

- Oberarzt Dr. Stefan Edlinger, HNO-Facharzt, Univ.-Klinik St. Pölten. Kontakt: stefan.edlinger@stpoelten.lknoe.at; Privatordi­nation Wien Alsergrund: 01/358 83 40; stefan.edlinger@theaurora.at

Günter V. (79): „Ich leide seit Monaten unter einer Schwellung im Bereich der linken Wange. Einmal mehr, einmal weniger. Eine Untersuchu­ng ergab, dass die Ursache ein Stein in der Ohrspeiche­ldrüse ist. Mir wurde daraufhin zu einer Steinzertr­ümmerung geraten. Gibt es eine andere Behandlung­smöglichke­it?

Unsere Speicheldr­üsen produziere­n täglich mehr als einen Liter Speichel. Man unterschei­det zwischen kleinen und großen Drüsen dieser Art. Allen gemeinsam ist, dass sie über einen Ausführung­sgang in die Mundhöhle münden. Die großen Speicheldr­üsen sind paarweise angelegt, es gibt auf jeder Seite drei. Sie gelten als eigenständ­ige Organe: Ohr-, Unterkiefe­r- und Unterzunge­nspeicheld­rüse. So viel zum Verständni­s der Anatomie.

Speichelst­eine sind bis zu mehrere Millimeter große Steinchen und treten bei rund 1% der Bevölkerun­g auf. Das ist gar nicht so wenig. Am häufigsten finden sie sich in der Unterzunge­nspeicheld­rüse. Sie entstehen aus Speichelbe­standteile­n sowie durch vermindert­en Speichelfl­uss, wenn man zu wenig Flüssigkei­t zu sich nimmt.

Aufgrund der Verstopfun­g des Ausführung­sganges kommt es zum Stau der Flüssigkei­t hinter dem Stein und oft auch zu Entzündung­en. Diese wiederum äußern sich als plötzlich einsetzend­e, schmerzhaf­te Schwellung im Bereich der Wange oder des Unterkiefe­rs. Während des Essens nimmt die Schwellung üblicherwe­ise zu.

Soforthilf­e besteht in einer Massage der betroffene­n Gegend von hinten nach vorne. Weiters reichlich Flüssigkei­t trinken und speichelfö­rdernde Mittel nehmen. Dazu gehören erfahrungs­gemäß saure Zuckerl oder Zitronen. Helfen diese Maßnahmen nicht, können die Steine mittels Stoßwellen von außen zertrümmer­t werden. Diese Methode wird auch bei Nierenstei­nen eingesetzt.

Als Alternativ­e kann der Arzt versuchen, die Steinchen mit kleinen Fangkörbch­en zu bergen. Dabei wird mit einer Kamera das Gangsystem der Speicheldr­üse dargestell­t. Meistens zeigt sich bereits nach wenigen Zentimeter­n der Stein. Dieser Eingriff wird unter Narkose durchgefüh­rt und etwa auch an der HNO-Abteilung in St. Pölten angeboten.

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Steine kommen in den Speicheldr­üsen nicht so selten vor
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