Schwedens Sonderweg
Das skandinavische Land verzichtete auf einen Lockdown. Ergebnis: Die Infektionskurve flachte kaum ab, die Sterberate ist sehr hoch.
Beginn der CoronaKrise blickte die Welt interessiert nach Schweden. Die Skandinavier hatten sich dazu entschlossen, im Kampf gegen die Pandemie einen Sonderweg zu gehen. Anstatt einen Lockdown einzuführen, blieben Kindergärten, Volksschulen, Geschäfte und Restaurants in Schweden weitestgehend offen. Vielmehr riet die Regierung Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen, die Öffentlichkeit zu meiden und sich selbst zu isolieren.
Wohin diese Strategie des Chef-Epidemiologen Anders Tegnell geführt hat, zeigen die Todesstatistiken der vergangenen Wochen. Im April und Mai starben in Schweden deutlich mehr Menschen als im langjährigen Durchschnitt. Die zusätzlichen Toten entsprechen ziemlich genau der offiziellen Zahl der Covid-19-Toten. Schweden steht mittlerweile bei mehr als 50 Covid-19-Opfern je 100.000 Einwohner – Österreich bei knapp acht. Anders
Tegnell musste kürzlich eingestehen, dass ein etwas restriktiverer Weg wohl besser für sein Land gewesen wäre. Die meisten Länder konnten das Prinzip „die Infektionskurve abflachen“umsetzen – der Anstieg der Todeszahlen verringerte sich binnen wenigen Wochen immer mehr. Zwei Länder tanzen aus der Reihe: Großbritannien und Schweden. Zwar verlaufen auch hier die Kurven am Ende etwas flacher als zu Beginn. Doch es gibt immer noch einen klar erkennbaren Anstieg von Tag zu Tag. Geht es so weiter, könnte Schweden in etwa 30 Tagen Italien bei der Todesrate überholen.
Noch aber ist nicht endgültig ausgemacht, ob Schwedens Weg ein Irrweg war. Wenn andere Länder von einer zweiten Infektionswelle getroffen werden, könnte die Zahl der Toten dort noch einmal deutlich steigen.