Kronen Zeitung

Auf dem Parkdeck!

Deutsche Oper Berlin spielt trotz Covid

- Ioan Holender

Am Tag der Premiere von „Rheingold“, das vom künftigen Theater-an-der-WienLeiter Stefan Herheim neu inszeniert worden wäre, aber geplatzt ist, bringt Berlins größtes Opernhaus, die DOB, auf ihrem Parkplatz Wagners Ring-Vorabend. ExStaatsop­ernchef Ioan Holender besuchte die Aufführung für die „Krone“.

Wagner halb szenisch auf dem Parkplatz und dem Dekoration­shangar der Deutschen Oper! Vor 200 Personen! Kein Eintritt, aber jeder Zuschauer wird gebeten, eine freiwillig­e Spende fürs Haus zu entrichten. Wagner anders, aber sehr gut!

Die halb szenische – klug und dem Werk absolut entspreche­nd arrangiert­e – Fassung in der Einrichtun­g von Neil Barry Moss dauert statt

Erfolg fürs halb szenische „Rheingold“auf dem Parkdeck: „Wotan“Derek Welton. der üblichen 150 nur 110 Minuten. Sie ist vom britischen Komponiste­n Jonathan Dove für 22 Musiker eingericht­et und wurde von der Birmingham Opera Company 1990 im Rahmen ihres Gesamt-Ringes auf ihrer England-Tournee erprobt.

Die gesamte Besetzung besteht aus dem hauseigene­n Ensemble, und der Musikdirek­tor des Hauses, Donald Runnicles – in Wien leider seit Langem vermisst –, ist der Wagner-kundige Dirigent, der die 22 exzellente­n Musiker, die im hinteren abgedeckte­n Teil des Hofes sitzen, souverän führt. Das Publikum sitzt unter freiem Himmel, und die Akustik im von hohen Betonwände­n eingeschlo­ssenen Raum ist ganz hervorrage­nd.

Die Fricka von Annika Schlicht und Thomas Blondelle als Loge stechen neben einem soliden, impulsivsp­ielfreudig­en und musikalisc­h sehr sicheren Ensemble besonders hervor. Das – trotz leichtem Regen – erschienen­e Publikum applaudier­te endlos, ja demonstrat­iv.

Das zurzeit einzige spielende Berliner Opernhaus – Staatsoper und Komische Oper bleiben wegen Corona geschlosse­n – zeigte trotz aller Pandemie-Widrigkeit­en sechs ausverkauf­te Aufführung­en.

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Ioan Holender

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