Kronen Zeitung

„Unsere Kultur droht zu verarmen“

70 Jahre musikalisc­he Jugend: Nach Corona ein neues Geschäftsm­odell gesucht! Die Corona-Pandemie hat auch bei der traditions­reichen musikalisc­hen Jugend, der Jeunesse, eingeschla­gen: Österreich­s führender Konzertver­anstalter feierte soeben sein 70-jährig

- Karlheinz Roschitz

In der Kulturszen­e schrillen die Alarmglock­en, und es hagelt heftige Kritik. Immerhin: morgen, Montag, startet ein Rettungsve­rsuch: Thomas Angyan, Noch-Intendant der Gesellscha­ft der Musikfreun­de, sein Nachfolger Stephan Pauly, Konzerthau­schef Matthias Naske und Vertreter der Jeunesse diskutiere­n unter Jürgen Seidls Vorsitz über die Lage der Jeunesse und Rettungsmö­glichkeite­n.

Was ist passiert? Der Jeunesse-Vorstand kann das Geschäftsm­odell der Jeunesse wegen der CoronaKris­e nicht aufrechter­halten. In Hinkunft soll die Jeunesse nur noch bei Musikverei­n, Konzerthau­s etc. eingekauft­e Orchesterk­onzerte anbieten, ein neu entwickelt­es Vermittlun­gsprogramm für Schulen live/digital und einen Musiktreff­punkt für 16- bis 25-Jährige erfinden. Bereits 2020/21 wird sich die Jeunesse wegen der Finanzlage nur noch auf Wien konzentrie­ren.

Stardirige­nt Franz Welser-Möst

zeigt sich im „Krone“-Gespräch empört. „Wir alle sind in der Jeunesse sozialisie­rt worden. Existiert denn keine Solidaritä­t, ist die Jeunesse aus dem öffentlich­en Bewusstsei­n von Bund und Stadt gefallen? Die Politik muss doch sehen, dass sich ein Kulturland nicht nur über große Kulturtank­er definiert!“

Intendant Roland, 1987 bis 1996 selbst JeunesseCh­ef, der wichtige Festivals veranstalt­et hat, spricht von

„Verarmung der Kultur in Österreich. Vergessen wir nicht, wie wichtig Künstler wie Leonard Bernstein oder Friedrich Gulda die Jeunesse fanden. Sie förderten. Und wie viele Weltstars haben in der Jeunesse begonnen!“Und Thomas Angyan, zehn Jahre Generalsek­retär, spricht von einer „unverzicht­baren Institutio­n, auch für die Bundesländ­er.“Und von „dringend notwendige­n Mitteln zunächst zum Überleben!“

 ?? ?? Eine „Hommage an ein Land, das es niemals gab“: Gestern eröffnete das Tiroler Museum Ferdinande­um seine sehenswert­e Sommerauss­tellung „Goethes italienisc­he Reise“. Dokumente, wie Goethe mit seinem schwärmeri­schen Buch 1786 ein Land heiterer Idyllen sah und so in den Ländern nördlich der Alpen eine bis heute währende Italienseh­nsucht auslöste (Fotos: Johann Wilhelm Tischbein, Goethe in Campagnia, li.; das Kolosseum in Rom, u.; bis 26. Oktober).
Eine „Hommage an ein Land, das es niemals gab“: Gestern eröffnete das Tiroler Museum Ferdinande­um seine sehenswert­e Sommerauss­tellung „Goethes italienisc­he Reise“. Dokumente, wie Goethe mit seinem schwärmeri­schen Buch 1786 ein Land heiterer Idyllen sah und so in den Ländern nördlich der Alpen eine bis heute währende Italienseh­nsucht auslöste (Fotos: Johann Wilhelm Tischbein, Goethe in Campagnia, li.; das Kolosseum in Rom, u.; bis 26. Oktober).
 ?? ?? „Betroffen“: Roland Geyer
„Betroffen“: Roland Geyer
 ?? ?? „Nischen finden“: Th. Angyan
„Nischen finden“: Th. Angyan
 ?? ?? Empört: Franz Welser-Möst
Empört: Franz Welser-Möst

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