Ein Sommer wie kein anderer
das hat sich aus gesundheitspolitischen Gründen vorübergehend geändert. Doch wie ergeht es dem Tourismus, wenn die Deutschen genauso denken und kein einziger Nachbar in der Alpenrepublik Urlaub machen kann?
Für Österreichs Politiker war bereits am Höhepunkt der Pandemie klar, dass die deutschen Urlauber einreisen sollen, weil wir deren Geld brauchen. Bis dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder der Kragen platzte und er geradezu nationalistisch einwarf, Österreich habe nichts, was die bayrische Landschaft nicht schöner hätte. Vorsicht! Überträgt man solche Wortgefechte auf alle Wirtschaftsbereiche, schießen wir uns in der Entwicklung um Jahrhunderte zurück.
Mit einer pandemischen Logik nach Infektionszahlen hat die Bevorzugung der Gäste aus Deutschland wenig zu tun. Die haben bloß die größte Kaufkraft. Deutschland hat ansonsten – jeweils im Verhältnis zur Einwohnerzahl gerechnet – mit Stand Vorwoche etwa gleich viele Coronafälle wie Österreich. Alle osteuropäischen Nachbarländer
haben und hatten immer weniger Erkrankungen, als es bei uns gab. So gesehen müssten wir uns um slowenische oder tschechische Gäste bemühen.
Bei den täglich neuen Fällen legen wir – Stand Donnerstag – (noch?) relativ wenig zu, in Deutschland sind es mehr. Wetten, dass es trotzdem keine Debatte einer Grenzschließung für deutsche Urlauber geben wird, solange das irgendwie vertretbar ist? Aus wirtschaftlichen Gründen. Damit es keine Missverständnisse gibt: Ein Politikwissenschafter wirft Politikern nicht vor, dass sie politische Entscheidungen treffen. Sie sollen nur nicht so tun, als würden sie auf den Rat medizinischer Experten hören.
Vielleicht kommt das dicke Ende sowieso erst nach dem Sommer. Wenn alle Kinder in den schulischen Regelbetrieb zurückkehren. Wenn es von Firmen wieder Veranstaltungen in geschlossenen Räumen gibt. Wenn Sport- und Kulturevents mit Zuschauern stattfinden können. Auch da steht die Gesundheitspolitik in scharfer Konkurrenz mit Wirtschaft, Bildung und Freizeitvergnügen.