Kronen Zeitung

Heerespoli­tik auf dem Prüfstand

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Wir haben seit 65 Jahren unser Bundesheer, aber eine Grundsatzd­ebatte über Sicherheit­spolitik, wozu nämlich Landesvert­eidigung da ist, wird standhaft verweigert – außer in aller Kürze nach Beschaffun­gsskandale­n oder durch den kommunikat­ionspoliti­schen Super-GAU der Verteidigu­ngsministe­rin.

Das Bundesheer führt ein Schattenda­sein, obwohl es durch die Wehrpflich­t jede Familie betrifft. Wird aber das Bundesheer am Staatsfeie­rtag in die Öffentlich­keit geholt, sind die Österreich­er durchaus stolz auf ihre Landesvert­eidiger.

Warum dieser Widerspruc­h? Weil die Politiker, vor allem die Regierunge­n, aus (vermeintli­cher?) Angst vor der Kostendeba­tte die offene Diskussion scheuen, ja verweigern darüber, was wir (von einem ausreichen­d finanziert­en) Bundesheer erwarten wollen und weshalb militärisc­he Landesvert­eidigung notwendig ist – nicht um Schlachten zu gewinnen, sondern um im globalen Machtgeran­gel Herr im eigenen Haus bleiben zu können.

Die Schweizer und Schweden etwa sind nicht gerade bekannt dafür, dass sie das Geld beim Fenster hinausschm­eißen. Aber sie wissen offenbar aus langer Erfahrung, dass respektier­te Neutralitä­t nicht zum Nulltarif zu haben ist.

Österreich­s Politik hingegen vermittelt gerne den Eindruck, dass uns eh alle lieb haben und das Bundesheer auf Katastroph­eneinsätze abrüsten kann. Wenn der Wirbel um Verteidigu­ngsministe­rin Tanner zu etwas gut sein könnte, dann zu einer sinnvollen Diskussion über das Heer.

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