Urlaubsnepp
Gibts in dera Ortschaft no a Jungfrau?“, fragte der Urlauber Josef T. einen Gastwirten in der Provinz.
„I hab da bei Ihna a Zimmer bestellt, in der Zeitung is gstandn, Gasthof am See mit ruhigen Räumen und eigenem Parkplatz. Ihner Wirtshäusl liegt an aner Krotlackn, links is a Baustell, wo de Presslufthammer an Wirbl machn, und de Gstättn da hintn is niemals a Parkplatz. Da können S fuffzehn Tafeln mit an ,P‘ aufstelln, äusa muass in der Ortschaft no a zweite Jungfrau gebn!“
„In der Gemeinde gibts nur a Jungfrau, und de bin i“, antwortete der Wirt, dessen Gasthof den Namen ,Zur Weißen Jungfrau‘ trägt.
„Wia i des Inserat aufgebn hab, warn no bessere Zeiten, da hat no alls gstimmt. Da warn de Straßn no verschlammt und daher net aufgrissn. Und unser Dorfteich war a richtiger See, weil man ja s Hochwasser ghabt habn. Übern Parkplatz wolln ma net redn! In der Stadt warts froh, wanns eichere Kraxn auf so aner Wiesn ohstelln könnterts.
Nächste Wochn stell i scho Parkuhrn auf. Bei jedn Platz stell i an Wecker ei. Wanns läutn. muass zahlt werdn. Aber bitte, i versteh dass a Nervnbinkl wia Se durch de Baustell a bisserl gstört is. Äusdann gib i Ihna zum gleichn Pensionspreis nachmittags noch a Honigbrot umasunst. Honig ist gut für die Nervn, san S damit einverstandn, der Herr?“
„Ihna Honigbrot können S Ihna aufs Hirn pickn“, erwiderte der Urlauber wütend. „Selbst wann S ma Backhendln zur Jausn gebn, bleib i net da! Was büldn S Ihna eigentlich ei, Se Jungfrau! Se inserien, wia wann S doda a Hilton-Hotel steh hättn! Se lockn de Leit mitn Annoncenschmäh in a Mondlandschaft!
Und dann wolln S mi mit an Honigbrot und an Häferl Mülch besänftigen? I bin ja ka Kind mehr. Gebn S ma mei Anzahlung zruck, oder i schmeiß Ihna glei von da in den Dorfteich eine! Außerdem kriagn S a ganz a schlechte Bewertung von mir. In Zeiten wie diesen ist der gute Ruf schnell ruiniert. So schnell können S gar net schaun.“
Der Gastwirt klagte („In puncto Zruckzahln bin i eisern, da bin i a eiserne Jungfrau! Da mach i mein Gasthof-Namen alle Ehre!“), das Urteil ergeht schriftlich.