Kardinal Schönborn im Zeugenstand
Es ging um die Verwendung von 250.000 Euro für einen Kirchenbau
Ruhig im Ton und mit wohlgewählten Worten stand Kardinal Christoph Schönborn eine Stunde lang einer Wiener Richterin als Zeuge Rede und Antwort. Es ging um eine 250.000-Euro-Spende, mit der der Bau einer Kirche finanziert werden sollte. Angeklagt sind vier honorige Spitzenbeamte, denen Untreue vorgeworfen wird.
Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ein so hoher geistlicher Würdenträger als Zeuge aussagen musste. Angeklagt sind drei Spitzenbeamte des Innenministeriums und der Ex-Chef des Stadterweiterungsfonds. Dieser war 1858 von Kaiser Franz Joseph gegründet worden. Alleiniger Zweck damals: der Ausbau der Ringstraße.
Nach Aussage der Angeklagten entschied Ministerin
Liese Prokop in den Jahren 2004 bis 2006, dass der Fonds karitativen Zwecken zukommen soll. Doch der Staatsanwalt meint, dies sei widmungswidrig und entspreche nicht dem Stiftungszweck, es geht um eine Million Euro.
250.000 Euro davon flossen an die katholische Kirche für den Bau eines Gotteshauses in der Seestadt in Wien-Donaustadt. Wie Kardinal
Schönborn berichtet, kam 2008 der Chef des Fonds zu ihm und bot ihm das Geld an. „Seelsorge in Stadterweiterungsgebieten ist ein wichtiges Anliegen“, erklärte der Zeuge. Doch jener Bereich der Seestadt, wo das Gotteshaus errichtet werden soll, wird erst jetzt fertig. Schönborn: „Ende Juli fällt in einem Architektenwettbewerb die Entscheidung, wie die Kirche aussehen soll. Seit 2008 liegt das Geld auf einem Treuhandkonto unseres Bauamtes.“
Nun kommt die Richterin auf einen Orden zu sprechen, den alle vier Angeklagten erhielten: „Hat die Spende
da eine Bedeutung?“Der Kardinal: „Eine gewisse vielleicht, aber nicht ausschließlich. Das Ritterkreuz des päpstlichen Silvesterordens ist eine niedere Stufe bei den päpstlichen Orden.“
Zuvor hatte die frühere Innenministerin Maria Fekter ausgesagt. Sie erklärte, sie sei bei der Vergabe von Spenden sehr sorgsam vorgegangen: „Es entsprach nicht meiner politischen Art, mit einem Hunderter zur Blasmusik zu gehen.“Das Geld des Fonds karitativen Zwecken zukommen zu lassen lag in ihrem Sinn. Der Prozess geht weiter.