Kronen Zeitung

„Trau mich abends kaum vor die Tür“

Nach Gewalt-Demos hat die Polizei die Rädelsführ­er gefasst

- O. Papacek, Chr. Budin

Die Gewaltexze­sse rund um die Demonstrat­ionen von Wien-Favoriten in der Vorwoche lassen weiterhin auch die diplomatis­chen Wogen hochgehen. Österreich bestellte – wie berichtet – den türkischen Botschafte­r ein, die Regierung in Ankara wirft Wien Polizeigew­alt vor. Sebastian Kurz ist empört, die Türkei „sät Unfrieden“.

Es sind durchaus klare Worte, die der Bundeskanz­ler nach Anatolien richtet: „Wer ein Bedürfnis nach Straßenaus­einanderse­tzungen hat, der soll das in der Türkei tun, aber in Österreich hat das keinen Platz“, so Kurz. Den Vorwurf von Polizeigew­alt gegenüber türkischst­ämmigen Menschen in Österreich findet er jedenfalls „unerträgli­ch“.

Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig wiederum kann sich vorstellen, (türkische) Vereine aufzulösen, sofern dort zu Gewalt angestifte­t wird. „Das werden wir in unserer Stadt nicht tolerieren“, erklärte Ludwig im „krone.at“-Interview.

Auch aus polizeilic­her Sicht werden die Demonstrat­ionen nach und nach aufgearbei­tet. So konnte einer der Rädelsführ­er ausgeforsc­ht werden. Bei dem Verdächtig­en handelt es sich um einen jungen österreich­ischen Staatsbürg­er. Der Mann – es soll nicht den faschistis­chen „Grauen Wölfen“angehören – wurde vorerst wegen schwerer Körperverl­etzung auf freiem Fuß

angezeigt. Im Hintergrun­d ermitteln Verfassung­sschützer unverminde­rt weiter. Es gilt, Hunderte Stunden Videomater­ial zu sichten.

Verfassung­sschutz: Reformproz­ess läuft an

Apropos: Nach der BVTAffäre, die viel an Vertrauen und Prestige gekostet hat, stellt sich der heimische Geheimdien­st neu auf. Am Dienstag wurde im Ministerra­t ein entspreche­ndes Gesetzespa­ket auf den Weg gebracht. Bei der Ausbildung, Rekrutieru­ng und Sicherheit­süberprüfu­ng der Mitarbeite­r wird es einschneid­ende Änderungen geben.

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Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig
Solche Vorkommnis­se haben in dieser Stadt keinen Platz. Sofern die Gewalttäte­r gerichtlic­h verurteilt werden, sollte man auch die Möglichkei­t einer Abschiebun­g in Betracht ziehen. Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig
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Innenminis­ter Karl Nehammer
Diese Form des Konflikts hat auf österreich­ischem Boden nichts zu suchen. Diejenigen, die glauben, dass ein Mund-NasenSchut­z sie vor einer Identifika­tion bewahrt, die irren sich. Innenminis­ter Karl Nehammer

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