Kronen Zeitung

Virus-Cluster in Israel

Dem Heiligen Land droht die zweite Welle. Markus Stefan Bugnyár vom österreich­ischen Hospiz in Jerusalem berichtet über die Lage.

- Kathi Pirker

Normalerwe­ise hätte Rektor Markus Stefan Bugnyár im österreich­ischen Hospiz ein Haus voller Pilger. Doch wie andere Städte in Israel ist auch das sonst so belebte Jerusalem menschenle­er. Die Einreisebe­schränkung­en wurden aufgrund der steigenden Corona-Zahlen sogar bis 1. August verlängert.

Eigentlich galt Israel als Vorbild bei der Eindämmung des Virus, doch viele Cluster sorgen jetzt für einen Anstieg der Fälle auf knapp 24.000. „In Jerusalem entwickelt­en sich unter anderem in ultra-orthodoxen Stadtteile­n Virus-Herde“, berichtet der gebürtige Burgenländ­er. Strenggläu­bige Juden lesen keine Zeitung. „Neues erfahren sie nur von Flugzettel­n, die auf Pinnwänden aufgehängt werden.“Wie die konkreten Zahlen im palästinen­sischen Westjordan­land aussehen, ist unklar. Es wird kaum getestet, daher gibt es auch weniger offiziell Erkrankte. Ein weiteres Problem: fehlende Übersetzun­gen von Maßnahmen ins Arabische.

Außerdem werden weiterhin Feste gefeiert. Bei jüdischen und arabischen Hochzeiten sind 500 Gäste keine Seltenheit – auch wenn es nicht erlaubt ist.

Mit Gruppen von Pilgern rechnet Bugnyár erst wieder ab Oktober. Bis dahin muss er aber seinen 46-Mann-Betrieb mit den sieben Burschen, die den Freiwillig­endienst dort leisten, finanziell über Wasser halten. Vom Kurzarbeit­smodell dürfen nur israelisch­e Staatsbürg­er Gebrauch machen. Sieben Mitarbeite­r aus dem Westjordan­land und ihre Familien gehen also leer aus. „Wir haben 10.000 Euro aus unserem Fond genommen, und durch Spenden können wir sie jetzt unterstütz­en.“

„Können uns weiteren Lockdown nicht leisten“

Momentan werden in Israel erneut Ausgangsbe­schränkung­en diskutiert. Während der Gesundheit­sminister dagegen ist, will Premier Benjamin Netanyahu strengere Regeln. „Wenn ich mir die Arbeitslos­igkeit und die Wirtschaft ansehe, glaube ich nicht, dass wir uns das leisten können“, so der Geistliche. „Das Virus kostet Menschenle­ben, aber auch durch den ökonomisch­en Verlust sind Existenzen bedroht.“Der 45-Jährige bleibt dennoch optimistis­ch und hofft, ab August wieder Pilger in seiner Herberge willkommen zu heißen.

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Rektor Markus Stefan Bugnyár sorgt sich um die Wirtschaft
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Seit März steht das österreich­ische Hospiz in Jerusalem leer

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