Undine
Wer ihre Liebe betrügt, den tötet sie. Die in der deutschen Romantik beheimatete Wassernymphe Undine ist ein tragischer Elementargeist. Regisseur Christian Petzold transferiert den Mythos in das Berlin der Jetztzeit. Hier will Undine ihren schicksalhaften Rachegelüsten abschwören . . .
Frisch verlassen von Johannes (Jacob Matschenz), das Herz umschlossen von der peinigenden Kralle der Enttäuschung, läuft die Historikerin Christoph (Franz Rogowski), einem Industrietaucher, in die Arme. Das feuchte Nass ist ihrer beider Element. Mit ihm will sie den mörderischen Fluch, der schon immer auf ihr lastet, durchbrechen.
Petzold, dem die Deklination großer Gefühle nicht fremd ist, orientiert sich an Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“und setzt dem romantisch-verwunschenen Streben nach ewiglicher Liebe städtebauliche Nüchternheit entgegen, was dem Sehnen der sinnlichen Wasserfrau etwas Abstraktes verleiht. Lange wirkt das Feuer dieser lodernden Passion – zusammen mit einem karg-sachlichen Ton – kalt, um dann doch unser Herz zu versengen. Paula Beer („Frantz“) fasziniert einmal mehr und erhielt für diesen Part den Silbernen Bären bei der diesjährigen Berlinale.