Kampf um die Hagia Sophia
Einst Kirche, dann Moschee, nun Museum – und vielleicht bald wieder islamisch
ANKARA. An seinem Höhepunkt angelangt ist der jahrelange Streit um die Zukunft der Hagia Sophia, dem so eindrucksvollen Wahrzeichen der Bosporus-Metropole Istanbul. Einstmals größtes Gotteshaus der Christenheit, dann Moschee und heute Museum, geht es um die Frage, ob der monumentale Bau wieder zu einem islamischen Gebetshaus werden soll oder nicht.
Erbaut im 6. Jahrhundert, war die Hagia Sophia, die „Kirche der göttlichen Weisheit“, fast 1000 Jahre lang das Wahrzeichen des christlichen Konstantinopel. Bis der osmanische Sultan Mehmed die Mauern Konstantinopels sturmreif schießen und am 29. Mai 1453 seine Soldaten die Stadt stürmen und plündern sowie die Kirche schänden ließ. Fortan war die Hagia Sophia eine Moschee. Für fast 500 Jahre. Als äußeres Zeichen wurden vier Minarette angebaut. Als schließlich Atatürk nach dem Untergang des Osmanischen Reiches die
Macht übernahm und das Land säkularisierte, wandelte er die Hagia Sophia per Dekret zum Museum um. Präsident Erdoğan und seine islamische AKP wollen das seit Jahren rückgängig und die Hagia Sophia wieder zur Moschee machen.
Gestern sollte nun das Oberste Verwaltungsgericht in Ankara darüber entscheiden, ob Atatürks Unterschrift korrekt zustande gekommen ist oder gar gefälscht sein könnte.
Die Entscheidung wurde vertagt, soll aber in den kommenden Wochen fallen.