Die verrückte Börsen-Welt
Im ersten Corona-Schock sind im März die Aktienkurse weltweit gefallen, um bis zu 40 Prozent und mehr. Das Virus hat die Wirtschaft infiziert, nahezu alle Staaten rutschen heuer in eine tiefe Rezession. Doch an den Börsen geschah etwas Seltsames. Die Kurse begannen wieder zu steigen. Die Verluste wurden vor allem in den USA zum Großteil wieder aufgeholt. Trotz mehr als 30 Millionen Arbeitslosen und über 100.000 Toten feierte die Wall Street zuletzt eines der stärksten Quartale ihrer Geschichte!
Ähnlich war die Entwicklung in Deutschland. Zwar hat man in Europa Covid-19 besser im Griff, doch Wirtschaftsforscher rechnen für 2020 mit einem Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes um bis zu 8 Prozent.
Viele Unternehmen werden heuer deutlich geringere Gewinne oder sogar Verluste machen. Der Börsenkurs ist aber ein Spiegelbild des Wertes einer Firma. Das bedeutet, dass die aktuellen Bewertungen der Aktien viel zu hoch sein dürften. Warum geht es dann nicht kräftig nach unten?
Dafür gibt es zwei Erklärungen: Entweder der nächste Kurssturz kommt, sobald die Prognosen für die Ergebnisse aktualisiert sind. Oder er kommt nicht, weil Anleger glauben, dass sich die Wirtschaft 2021 wieder rasch auf Vor-CoronaNiveau erholt und die Börse das vorwegnimmt.
Die dritte und fast absurde Möglichkeit wäre, dass sich die Börsenwelt völlig von der realen Wirtschaft entkoppelt hat. Motto: Wir feiern die Party, was kümmern uns jene, die kein Geld und keinen Job haben.