Kronen Zeitung

Die verrückte Börsen-Welt

- Manfred.schumi@kronenzeit­ung.at

Im ersten Corona-Schock sind im März die Aktienkurs­e weltweit gefallen, um bis zu 40 Prozent und mehr. Das Virus hat die Wirtschaft infiziert, nahezu alle Staaten rutschen heuer in eine tiefe Rezession. Doch an den Börsen geschah etwas Seltsames. Die Kurse begannen wieder zu steigen. Die Verluste wurden vor allem in den USA zum Großteil wieder aufgeholt. Trotz mehr als 30 Millionen Arbeitslos­en und über 100.000 Toten feierte die Wall Street zuletzt eines der stärksten Quartale ihrer Geschichte!

Ähnlich war die Entwicklun­g in Deutschlan­d. Zwar hat man in Europa Covid-19 besser im Griff, doch Wirtschaft­sforscher rechnen für 2020 mit einem Schrumpfen des Bruttoinla­ndsprodukt­es um bis zu 8 Prozent.

Viele Unternehme­n werden heuer deutlich geringere Gewinne oder sogar Verluste machen. Der Börsenkurs ist aber ein Spiegelbil­d des Wertes einer Firma. Das bedeutet, dass die aktuellen Bewertunge­n der Aktien viel zu hoch sein dürften. Warum geht es dann nicht kräftig nach unten?

Dafür gibt es zwei Erklärunge­n: Entweder der nächste Kurssturz kommt, sobald die Prognosen für die Ergebnisse aktualisie­rt sind. Oder er kommt nicht, weil Anleger glauben, dass sich die Wirtschaft 2021 wieder rasch auf Vor-CoronaNive­au erholt und die Börse das vorwegnimm­t.

Die dritte und fast absurde Möglichkei­t wäre, dass sich die Börsenwelt völlig von der realen Wirtschaft entkoppelt hat. Motto: Wir feiern die Party, was kümmern uns jene, die kein Geld und keinen Job haben.

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