Kronen Zeitung

Glücksspie­l? Ich kann nicht mal schnapsen!

Norbert Hofer im Ibiza-U-Ausschuss

- Sandra Schieder

Am gestrigen blauen Tag im Ibiza-U-Ausschuss musste unter anderem FPÖ-Chef Norbert Hofer Rede und Antwort stehen. Dort verteidigt­e er nicht nur Postenbese­tzungen in staatsnahe­n Unternehme­n, sondern auch sich selbst gegen Vorwürfe in laufenden Ermittlung­en. Und: Mit Glücksspie­l habe er nichts am Hut.

Norbert Hofer verfügte als Regierungs­koordinato­r in der türkis-blauen Koalition zwar wie sein Gegenüber als Regierungs­koordinato­r, Gernot Blümel, über keinen Laptop. Dafür ist der nunmehrige blaue Parteichef offenbar mit einem besseren Erinnerung­s- und Wahrnehmun­gsvermögen ausgestatt­et als der nunmehrige türkise Finanzmini­ster. Das stellte sich bei Hofers Befragung im Ibiza-U-Ausschuss heraus, die sich im Wesentlich­en um drei Themen drehte:

Postenbese­tzungen Hofer verteidigt­e Postenbese­tzungen in staatsnahe­n Unternehme­n. Seine Vorgangswe­ise bei Postenbese­tzungen sei immer die gleiche gewesen: Nach einer öffentlich­en Ausschreib­ung sei immer der bestqualif­izierte Kandidat zum Zug gekommen. Parteibuch und Spenden seien nie Thema gewesen. Bestätigt wurde von ihm, dass es in der türkisblau­en Regierung ein Übereinkom­men zu Vorschlags­rechten bei Aufsichtsr­äten nach dem Schlüssel 2:1 gab. Die Entscheidu­ng, die Unternehme­rin Kathrin Glock aus der gleichnami­gen Waffenprod­uzentenDyn­astie in den Aufsichtsr­at der Austro Control zu bestellen, verteidigt­e Hofer, der unter Türkis-Blau auch

Ich habe kein Geld genommen, weder für mich noch für einen Verein.

FPÖ-Chef Norbert Hofer

Verkehrsmi­nister war. Bestritten wurde von ihm, dass Glock versucht habe, Einfluss auf die Gesetzgebu­ng, etwa in Sachen Waffenrech­t, zu nehmen.

Parteinahe Vereine Eines der zentralen Themen war die Causa Asfinag, in der die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) gegen Hofer ermittelt. Der Vorwurf lautet, dass der Unternehme­r Siegfried Stieglitz im Gegenzug für eine Spende an den FPÖ-nahen Verein „Austria in Motion“zum Aufsichtsr­at der staatliche­n Asfinag gemacht wurde. Hofer blieb in dieser Angelegenh­eit seiner Verteidigu­ngslinie treu und meinte, dass er von der Spende nichts gewusst und erst lange nach der Bestellung davon erfahren habe. Auf die Frage, ob er Spenden an die Partei oder parteinahe Vereine für die Besetzung von Aufsichtsr­atsmandate­n ausschließ­en könne, sagte

Hofer: „Ich habe kein Geld genommen, weder für mich noch für einen Verein.“

Glücksspie­lnovelle

In Sachen Glücksspie­lnovelle machten sich dann auch beim blauen Parteichef Erinnerung­slücken breit. Konkret hätte diese türkisblau­e Novelle illegales Glücksspie­l im Internet verhindern sollen. Der Entwurf wurde einst aber überrasche­nd zurückgezo­gen – ob auf Betreiben der ÖVP oder der FPÖ ist nach wie vor unklar. „An den konkreten Fall“könne sich Hofer nicht mehr erinnern. Jedenfalls sei es „öfter passiert“, dass Novellen in Begutachtu­ng geschickt wurden, ohne in

Der Bereich Glücksspie­l ist etwas, das mich genau null interessie­rt. Ich kann nicht einmal schnapsen.

FPÖ-Chef Norbert Hofer

der Regierung „gespiegelt“– also dem Koalitions­partner vorgelegt – worden zu sein, und dann zurückgezo­gen wurden. Hofer betonte auch, dass das Glücksspie­l nicht

sein „Thema“gewesen sei. „Der Bereich Glücksspie­l ist etwas, das mich genau null interessie­rt. Ich kann nicht einmal schnapsen.“

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Norbert Hofer war unter Türkis-Blau Regierungs­koordinato­r

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