Kronen Zeitung

Fixe Millionenp­rojekte stehen auf der Kippe

„ZEITGEMÄSS AUFRÜSTEN“

- S. 2/3

will Verteidigu­ngsministe­rin Tanner das kaputtgesp­arte Heer. Doch wie die „Krone“erfuhr, stehen sämtliche Projekte von über einer Million Euro im Realisieru­ngsprogram­m auf der Kippe. Kritiker befürchten jetzt massive Einflussna­hme.

Von Uniformen und neuerdings auch Schutzmask­en über Munition, Waffen und Fahrzeugen bis hin zu Infrastruk­turmaßnahm­en wie Umbau und Neubau von Kasernen oder Unterkunft­sgebäuden – alle diese Beschaffun­gen fallen beim Bundesheer an. Wie hoch die Kosten dafür sind und zu welchem Zeitpunkt welche militärisc­he Beschaffun­g getätigt wird, ist in einem sogenannte­n Realisieru­ngsprogram­m festgehalt­en. Sämtliche dort niedergesc­hriebenen Beschaffun­gen wurden bereits genehmigt.

Laut einer der „Krone“vorliegend­en Weisung vom

April 2020 wurde just dieses Realisieru­ngsprogram­m für die Jahre 2020 bis 2023 außer Kraft gesetzt – und zwar auf Geheiß von Dieter Kandlhofer, Generalsek­retär von Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP). Schon in der Vergangenh­eit wurde das Realisieru­ngsprogram­m adaptiert und einzelne Projekte wurden aufgeschob­en oder aufgehoben – dass gleich das gesamte Realisieru­ngsprogram­m außer Kraft gesetzt wird, geschah erstmalig – Heeres-Insider bezeichnen dies als „völlig unüblich“.

Konkret will Kandlhofer jene Projekte, die mit mehr als einer Million Euro zu Buche schlagen, vorgelegt bekommen, um diese neu zu bewerten. Kurzum: Sämtliche militärisc­he Beschaffun­gen zwischen 2020 und 2023, die schon genehmigt waren und über eine Million Euro kosten, müssen abermals genehmigt werden.

Ministeriu­m will Geld für andere Dinge ausgeben

Welche konkreten Projekte diese Maßnahme betrifft, konnte die „Krone“bislang nicht in Erfahrung bringen. „Wenn eine Kaserne schon seit Jahren auf ihren Neubau im Unterkunft­sbereich wartet, der irgendwann zwischen 2020 und 2023 fix eingeplant war, und sich jetzt herausstel­lt, dass dies doch nicht fix ist, weil die aktuelle politische Führung das Projekt neu bewertet, dann wird es ordentlich rauschen im Blätterwal­d“, sagt ein Heeres-Insider. Er vermutet, dass es um weitere Einsparung­en und neue Priorisier­ungen geht.

Ersteres wird seitens des Ministeriu­ms dementiert, Letzteres bestätigt. Es werde gleich viel Geld ausgegeben, möglicherw­eise aber für andere Dinge. „Das Realisieru­ngsprogram­m ist mit den neuen Schwerpunk­ten des Bundesheer­es nicht vereinbar“, sagt Ministeriu­mssprecher Michael Bauer zur „Krone“. Stichwort: Fokus auf neue Bedrohunge­n. Und:

Das zeigt aus meiner Sicht, dass es dem Kabinett Tanner darum geht, das Heer ganz stark unter die eigenen Fittiche zu nehmen.

Neos-Wehrsprech­er Douglas Hoyos

„Sämtliche Projekte werden neu bewertet, damit nur jene Dinge beschafft werden, die das Heer auch tatsächlic­h braucht.“Die Außerkraft­setzung des Realisieru­ngsprogram­ms habe „den entscheide­nden Vorteil, dass die politische Führung auch tatsächlic­h weiß, was genau gekauft wird – das hat es bisher noch nicht gegeben“, so Bauer. Ganz so dürfte das aber nicht sein: Andere politische Führungen haben das Realisieru­ngsprogram­m auch gekannt und adaptiert, aber eben nicht ausgesetzt.

Von der Opposition zeigt sich Neos-Wehrsprech­er Douglas Hoyos beunruhigt: „Das zeigt aus meiner Sicht, dass es dem Kabinett Tanner darum geht, das Heer ganz stark unter die eigenen Fittiche zu nehmen und damit handlungsu­nfähiger zu machen.“

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 ??  ?? Im Juni 2018 wurden neue Fahrzeuge für das Bundesheer präsentier­t: Es handelte sich um 106 Fahrzeuge mit einer Beschaffun­gssumme von insgesamt 256 Millionen Euro
Im Juni 2018 wurden neue Fahrzeuge für das Bundesheer präsentier­t: Es handelte sich um 106 Fahrzeuge mit einer Beschaffun­gssumme von insgesamt 256 Millionen Euro
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