Poker um die Casino-Zukunft
Sazka-Gruppe konzentriert sich auf die Lotterien – warum lässt der Staat zu, dass die Spielbanken ein Sanierungsfall werden?
Hinter den Kulissen bahnt sich ein Drama für ein bisher attraktives heimisches Unternehmen an: Die tschechische Sazka-Gruppe unter Führung ihres Österreich-erfahrenen Chefs Robert Chvatal konzentriert sich als Mehrheitsaktionär (55 Prozent) an den Casinos Austria ganz auf die „Perle“, sprich die Lotterie, die Spielbanken hingegen leiden offensichtlich unter einem Liebesentzug.
Vor der außerordentlichen Hauptversammlung am 8. Juli verdichten sich die Anzeichen, dass die Sazka-Gruppe die Casinos Austria von McKinsey kostenmäßig als Sanierungsfall zusammenschneiden lassen will. Das ist zunächst noch verständlich, denn die Casinos Austria könnten heuer (wegen Corona & Rauchverbot) einen Verlust von 50 Millionen Euro einfahren, während die Lotterien und Win2day höchst profitabel sind.
Kenner der Szene fragen sich, warum der österreichische Staat, der immerhin mit 33,24 Prozent an den Casinos Austria beteiligt ist, dieser Kindesweglegung der Spielbanken untätig zuschaut? Immerhin sind die Spielbanken ein Unternehmen, das über 120 Millionen an Steuern abliefert und knapp 2000 Menschen beschäftigt.
Unter der Führung von Leo Wallner ist es in früheren Jahren auch ein touristisches
Aushängeschild geworden. Jetzt müssen sich hingegen die anerkannt tüchtigen neuen Chefs, nämlich Bettina Glatz-Kremsner und Martin Skopek, mit einer unerwarteten Situation auseinandersetzen: Sollen die Casinos Austria geschrumpft und dann an den Meistbietenden verkauft werden? Oder holt man, bei günstigen Kapitalmärkten, die alten Pläne eines Börsegangs wieder hervor?
Die Sazka-Gruppe jedenfalls ist primär auf das Lotterie-Geschäft fokussiert. Davon verstehen sie was, und dort ist auch viel Geld zu verdienen.
Warum schläft Österreich und nützt seine Aktionärsrechte nicht? Will man so wie einst bei der Telekom Austria zuschauen, bis nur mehr Ausländer das Sagen haben?
Offenbar nützen die schlauen Tschechen die Orientierungslosigkeit der Österreicher aus, um ihre Pläne durchzusetzen. Soll heißen: Vorrang für die Lotterien und Abstoßen der zwölf Spielbanken, die für die einzelnen Regionen große Bedeutung haben.