Kronen Zeitung

Verschimme­ln

- Schule@kronenzeit­ung.at

Es war das logische Ende eines chaotische­n Schuljahre­s: Ich musste in Quarantäne. Selbst eine Erkältung kann gefährlich für Kinder, Kollegen oder Familienan­gehörige sein. Ich nehme das ernst. Covid-19-Tests gehören nicht nur an meiner Schule bereits zum Alltag. Während Kolleginne­n nach zwei Tagen ihre negativen Testergebn­isse in verschiede­nen WhatsAppGr­uppen bekannt gaben, hing ich am fünften Tag immer noch in der Telefonwar­teschleife des Wiener Gesundheit­samtes. Ich lauschte Walzermusi­k, die später auf Jazz wechselt. Irgendwann fliegt man raus, um wieder beim Walzer zu landen. Letztendli­ch wurde mir nach eineinhalb Wochen mitgeteilt, ich könne mir das negative Testergebn­is selbst abholen.

Was passiert, wenn im Herbst grippale Infekte an unseren Schulen „wüten“? Werden Lehrer wie Eltern in Quarantäne samt grauenhaft­er Tonband-WalzerEndl­osschleife geschickt? Einen Plan dafür habe ich bis jetzt nicht vernommen. Am Ende des Schuljahre­s widmeten sich unsere Bildungsve­rantwortli­chen lieber einer Vereinheit­lichung der Kompetenzr­aster für Volksschul­zeugnisse. An irgendeine­m Punkt wusste ich nicht mehr, was schlimmer war: Quarantäne oder Raster.

Während meiner „Isolation“versuchte mich mein Mann zumindest telefonisc­h aufzuheite­rn: „Sag, lassen die im Herbst alle Lehrer so zu Hause verschimme­ln wie dich gerade?“Meine Stimmung besserte sich nicht wirklich. Die Frage ist jedoch durchaus berechtigt, wie ich finde.

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