Milch und Honig
Eigentlich wollte ich diese Woche über Bauern schreiben. Über Milch, Fleisch und die Wertigkeit regionaler Produkte, die uns allen viel mehr wert sein sollten. Doch dann hat mich die Bauernfängerei geärgert, die sich auf europäischer Ebene, konkret: in der gemeinsamen Schuldenunion, derzeit abspielt.
Es ist nämlich so: Seit 2012 hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem unbegrenzten Kaufprogramm wertloser Staatsanleihen von Griechenland und Spanien 2700 Milliarden Euro verschleudert. So etwas nennt man Gelddrucken. Ein rein buchhalterischer Vorgang. So werden Länder, die wirtschaftlich längst im Koma liegen, künstlich am Leben gehalten.
Das Ärgerliche daran: Viele Menschen durchblicken diese Vorgänge nicht. Und die Politik hütet sich davor, ihren Bürgern reinen griechischen oder spanischen Wein einzuschenken. Rechnen wir einmal zusammen: Die 2700 Milliarden, die die EZB in wertlose Anleihen gesteckt hat, sind vergleichbar mit der – sogenannten einmaligen – Corona-Hilfe für bedürftige EU-Mitgliedsländer. Die beläuft sich bekanntlich auf bis zu 1350 Milliarden. Macht in Summe rund 4050 Milliarden Euro. 2,7 Prozent davon muss Österreich berappen, wodurch unsere Staatsschulden von derzeit 280 Milliarden Euro auf 400 Milliarden hochschnellen. Das sind etwa 115 Prozent unserer jährlichen Wirtschaftsleistung. Vor Corona lag die Staatsverschuldung Österreichs bei 74 Prozent.
Aber lassen wir das mit dem negativen Zukunftsszenario. Tun wir einfach so, als würden in der EU auf ewige Zeiten Milch und Honig fließen.