Voller Wehmut
Ortseinfahrt nach Kitzbühel. Wie immer richtet sich der erste Blick zur Streif, die an diesem Juli-Tag von der hell strahlenden Sonne erleuchtet wird und so noch imposanter wirkt als sonst. Dennoch ist dieser Blick diesmal wehmütiger denn je zuvor. Ja, traurig fast.
Erinnerungen. An den 25. Jänner 2020, an diesen so mitreißenden Thriller auf der berüchtigtsten Abfahrtsstrecke der Welt. Der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr schwingt mit der genau gleichen Zeit ab wie der Schweizer Top-Favorit Beat Feuz. Sie sehen wie die sicheren Sieger aus. Bis sie vom Kärntner Matthias Mayer geschlagen werden. Rot-weiß-roter Doppel-Triumph. Der erste seit Ewigkeiten auf der Streif. Tobende Massen entlang der Strecke. Auf den Straßen. Und unter dem gigantischen Feuerwerk während der Siegerehrung am Abend.
Ziemlich genau ein halbes Jahr ist das her. Aber bis heute war es das letzte echte Sportfest in Österreich mit restlos begeisterten Fans. Jetzt ist man schon heilfroh, wenn Dominic Thiem, den letztes Jahr jeden Tag Tausende am ausverkauften Centercourt zum Turniersieg in der Gamsstadt peitschten, 500 zuschauen dürfen. Und wenn vielleicht im September wirklich 10.000 zum ersten Länderspiel 2020 kommen dürfen.
Schlimme, fürchterliche Zeiten hat uns dieses C-Virus beschert. Verständlich, wenn da manchem beim Blick auf die Streif gar die Tränen in die Augen steigen.