Kronen Zeitung

Kontrollve­rlust

- Conny.bischofber­ger@kronenzeit­ung.at

Heute beginnt endgültig für alle Kinder, Jugendlich­en, Eltern und Lehrer der Sommer. Ein seltsamer, bedrückend­er Sommer, über den wir unseren Enkelkinde­rn einmal erzählen werden, dass ihm der Zauber und die Leichtigke­it gefehlt habe.

Auch die Politik geht in die Sommerpaus­e, und damit verschwind­et der erhobene Zeigefinge­r, was den Umgang mit Corona betrifft. Mit ihrem Ampelsyste­m für die Gefährdung­slage und der Ankündigun­g von hohen Strafen bei Verstößen entlässt uns die Bundesregi­erung in den Urlaub. Weltweit steuert die Pandemie gerade auf einen neuen erschrecke­nden Höhepunkt zu. Die USA verzeichne­n ein Rekordhoch an Erkrankung­en, in Israel machen 1500 Neuinfekti­onen pro Tag neue Einschränk­ungen notwendig. Aus Israel stammt auch das Bild der Ziehharmon­ika: Einmal lässt man locker, dann wird’s wieder eng.

Der Berater der israelisch­en Regierung, Professor Eli Waxman, sagt im großen Sonntagsin­terview, dass seinem Land die Kontrolle über die Pandemie zusehends entgleitet, und warnt eindringli­ch davor, jetzt nachlässig zu werden. Der Babyelefan­t ist immer noch die wichtigste Abstandsre­gel, freiwillig Masken tragen macht Sinn, regelmäßig Hände waschen sowieso.

Ob Ampel, Ziehharmon­ika oder Babyelefan­t: Hinter all diesen Bildern steckt der Wunsch, das Virus kontrollie­ren zu können. Es macht jedenfalls keine Sommerpaus­e, und in Wahrheit können wir nur eins kontrollie­ren: unser eigenes verantwort­ungsvolles Verhalten.

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