Kontrollverlust
Heute beginnt endgültig für alle Kinder, Jugendlichen, Eltern und Lehrer der Sommer. Ein seltsamer, bedrückender Sommer, über den wir unseren Enkelkindern einmal erzählen werden, dass ihm der Zauber und die Leichtigkeit gefehlt habe.
Auch die Politik geht in die Sommerpause, und damit verschwindet der erhobene Zeigefinger, was den Umgang mit Corona betrifft. Mit ihrem Ampelsystem für die Gefährdungslage und der Ankündigung von hohen Strafen bei Verstößen entlässt uns die Bundesregierung in den Urlaub. Weltweit steuert die Pandemie gerade auf einen neuen erschreckenden Höhepunkt zu. Die USA verzeichnen ein Rekordhoch an Erkrankungen, in Israel machen 1500 Neuinfektionen pro Tag neue Einschränkungen notwendig. Aus Israel stammt auch das Bild der Ziehharmonika: Einmal lässt man locker, dann wird’s wieder eng.
Der Berater der israelischen Regierung, Professor Eli Waxman, sagt im großen Sonntagsinterview, dass seinem Land die Kontrolle über die Pandemie zusehends entgleitet, und warnt eindringlich davor, jetzt nachlässig zu werden. Der Babyelefant ist immer noch die wichtigste Abstandsregel, freiwillig Masken tragen macht Sinn, regelmäßig Hände waschen sowieso.
Ob Ampel, Ziehharmonika oder Babyelefant: Hinter all diesen Bildern steckt der Wunsch, das Virus kontrollieren zu können. Es macht jedenfalls keine Sommerpause, und in Wahrheit können wir nur eins kontrollieren: unser eigenes verantwortungsvolles Verhalten.