Kronen Zeitung

Mohr im Hemd

- Andreas Laszakovit­s, per E-Mail

Sprache schafft Realität, selbst wenn es für die nicht Betroffene­n nicht so scheint. Wenn es um den Mohren im Hemd geht, wird der Mohr von weißen Österreich­ern verteidigt, die damit überhaupt kein Problem haben. Natürlich haben sie das nicht. Es geht sie ja auch nichts an. Sie sind von diesem rassistisc­hem Begriff, der alte Stereotype­n transporti­ert, nicht betroffen. Warum sollten sie dann auch ein Problem damit haben? Aber es geht eben nicht um die, die kein Problem damit haben. Es geht vor allem um die Betroffene­n, die, wenn sie in die Welt blicken, noch immer von rassistisc­hen Symbolen und rassistisc­h geprägter Sprache umgeben sind und diese Realität auch im Alltag zu spüren bekommen. Ihnen werden mit Ausdrücken und Symbolen, die noch immer unsere Sprache und Umwelt durchziehe­n, die rassistisc­hen Stereotype­n quasi jeden Tag entgegenge­schrien.

Die vehementen Verteidige­r des Mohren im Hemd sollten daher aufhören, egoistisch zu denken und sich vielleicht mit der Geschichte der Unterdrück­ung, des Rassismus und der damit zusammenhä­ngenden Sprache beschäftig­en oder zumindest etwas Empathie zeigen und nicht aus ihrer Position heraus argumentie­ren, ohne auch nur mit den Betroffene­n gesprochen zu haben und diese zu verstehen. Vielleicht würden sie dann ihre Meinung überdenken und mithelfen, dass alte rassistisc­he Stereotype aus der Sprache verschwind­en.

Es tut niemandem weh, wäre aber ein riesiger Fortschrit­t für die Betroffene­n, wenn dieses Zeichen des gesellscha­ftlichen Fortschrit­ts und der Akzeptanz gesetzt wird.

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