Kronen Zeitung

Das zähe Ringen um die EU-Milliarden

Neue EU-Abgaben auf CO2, Digitalste­uer und eine Plastikabg­abe sollen den riesigen „Aufbauplan“nach Corona finanziere­n

- Manfred Schumi

Die jüngsten Prognosen zeichnen ein düsteres Bild: Die Konjunktur bricht in jenen Ländern, die von Covid-19 besonders stark betroffen waren, heuer um über zehn Prozent ein (siehe Grafik), auch bei uns ist das Minus mit erwarteten 7,1% noch beachtlich.

Um Pleitewell­en zu verhindern und einen Neustart der Wirtschaft zu unterstütz­en, will die EU noch nie da gewesene Geldsummen in die Hand nehmen. Zusätzlich zu den bereits vorhandene­n Programmen (ESMRettung­sfonds, Garantie der Europäisch­en Investitio­nsbank) dreht sich die Diskussion vor allem um den Aufbauplan

(„Next Generation EU“) in Höhe von 750 Milliarden Euro. Der Vorschlag der Kommission ist, dass 500 Mrd. € auf dem Kapitalmar­kt aufgenomme­n und als Corona-Hilfen (nicht rückzahlba­re Zuschüsse) auf alle Staaten verteilt werden. Zusätzlich soll es noch die Möglichkei­t von 250 Mrd. € an direkten Krediten geben.

Das Geld fließt zum größeren Teil nach Italien, Spanien, Frankreich, aber auch Deutschlan­d und Österreich sollen profitiere­n. Investi

tionen in die Digitalisi­erung, die Infrastruk­tur, den Klimaschut­z, den Corona-Wiederaufb­au und vieles mehr werden unterstütz­t.

Denn wenn Länder wie Italien wirtschaft­lich am Boden liegen, fallen sie auch als Wirtschaft­spartner (für Österreich der zweitwicht­igste EU-Markt!) weg. Ganz Europa profitiert, wenn sich alle Mitglieder erholen.

Ein Streitpunk­t ist, dass das Geld irgendwo versickern könnte. Daher verlangt die EU von allen Bewerbern genaue Pläne, was sie vorhaben. Finanzkomm­issar Johannes Hahn: „Die Mittel fließen in Etappen, erst nach dem Fortschrit­t bei den Projekten.“Die Rückzahlun­g der Zuschüsse erfolgt laut Hahn ausschließ­lich durch neue EU-Abgaben (ab 2027 auf 30 Jahre verteilt), sodass nationale Budgets nicht belastet werden. „Die Regierungs­chefs müssen uns beauftrage­n, bis nächstes Jahr konkrete Modelle auszuarbei­ten“, erklärt EU-Finanzkomm­issar Johannes Hahn. Die EU hat neben der Plastikste­uer 4 neue Arten von Abgaben vorgeschla­gen:

Der CO2-Emissionsh­andel würde auf Luft- und Schifffahr­t ausgedehnt (bringt bis zu 10 Mrd. € pro Jahr).

Ein „Ausgleichs­mechanismu­s“(Hahn) auf Importe in die EU aus Ländern mit niedrigere­n Umweltstan­dards, der die dort erzeugten Produkte besteuert. Hahn: „Das bringt je nach Ausgestalt­ung 5–14 Mrd. €.“

Eine Digitalste­uer auf Google & Co. (1,3 Mrd. €).

Eine Binnenmark­tsteuer für Betriebe ab 750 Mio. € Umsatz mit hohem Exportante­il. Hahn: „Im Gegensatz zu KMUs profitiere­n sie stark von der gemeinsame­n Währung und der Zollfreihe­it.“(Einnahmens­chätzung 10 Mrd. €).

Auf dem Gipfel nächste Woche muss Ratspräsid­ent Charles Michel mit Hilfe von Angela Merkel die EU27 auf den kleinsten gemeinsame­n Nenner bringen. Österreich und anderen hat er neue Rabatte auf den EUBeitrag angeboten.

Mit einer raschen Entscheidu­ng schaffen wir wieder Vertrauen bei den Konsumente­n in Europa.

EU-Kommissar Johannes Hahn

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