Kronen Zeitung

BULLHORN: MICK DOOHAN

Selbst für einen fünffachen Weltmeiste­r der 500-cm³-Klasse ist es nicht leicht, einen Rennfahrer zu erziehen: Aber Mick Doohan sieht seinen Sohn Jack auf dem richtigen Weg.

- Lesen Sie dazu auch das Interview mit Jack Doohan hier in der „Krone“auf S. 4/5.

Meinen Sohn zu einem Rennfahrer zu erziehen stand definitiv nicht auf meinem Lebensplan. Jedenfalls hatte ich kein Interesse daran, meine Vergangenh­eit wieder aufleben zu lassen oder die nächsten zwei Jahrzehnte damit zu verbringen, von Rennstreck­e zu Rennstreck­e zu reisen. Aber jetzt, da es so ist, genieße ich es doch sehr, um ehrlich zu sein.

Jack entschied sich schon sehr früh dafür, auf vier statt auf zwei Rädern zu fahren. Als er fünf Jahre alt war, verletzte er sich auf einem Geländemot­orrad, und da viele Gleichaltr­ige, die er kannte, Gokart-Rennen fuhren, wollte er unbedingt auch damit anfangen.

Nachdem er ein paar australisc­he Kart-Meistersch­aften gewonnen hatte, fragte er mich: „Wenn ich noch einmal gewinne – sorgst du dann dafür, dass ich Rennen in Europa fahren kann?“Ohne groß darüber nachzudenk­en, sagte ich ja. Und es kam, wie es kommen musste: Jack gewann einen weiteren australisc­hen Titel, und wir zogen nach Europa.

Bereits im folgenden Jahr bekam er die Chance, in die Formel 4 aufzusteig­en. Ich hatte eigentlich vorgesehen, dass er noch ein weiteres Jahr Kart fahren sollte – immerhin war Jack noch nie Auto gefahren –, aber man muss jede Gelegenhei­t nutzen.

Jack hat eine gute Arbeitsmor­al. Er möchte sich immer verbessern. Er hat einige kluge Köpfe um sich herum – und da zähle ich meinen nicht dazu. Freunde, die im Motorsport gute Arbeit geleistet haben und von denen er sich etwas abschauen kann. Er ist leidenscha­ftlich und konkurrenz­fähig. Seine leidenscha­ftliche Seite muss er von seiner Mutter haben – ein bisschen lateinamer­ikanisches Blut –, aber der Kampfgeist kommt vermutlich von mir. Ihm reicht es nicht, Zweiter zu werden, was für einen Rennfahrer nicht nur eine gute, sondern

entscheide­nde Eigenschaf­t ist. Der Wille, die Hartnäckig­keit und die Leidenscha­ft, immer weiter an sich zu arbeiten, sind unersetzli­ch. Wenn er das nicht hätte, würde ich ihm sagen, er soll zusammenpa­cken und an die Uni gehen.

Wie alle jungen Fahrer schaut er sich jede Menge Videos und Dokus an, um das Rennfahrer­handwerk zu studieren, aber es gibt keinen Ersatz dafür, selbst auf der Rennstreck­e zu sein, Fehler zu machen und Chancen zu nutzen. Der KartingHin­tergrund hilft ihm dabei. Alle F1-Fahrer haben Erfahrung im Kartsport.

Aber selbst mit Talent, Erfahrung und Hingabe ist es immer noch extrem schwierig, in die F1 zu kommen. Die Konkurrenz ist enorm und der Weg, wie man an die Spitze kommt, alles andere als ein klar vorgezeich­neter. Ob es über die Formel Renault geht, die Euroformul­a Open, die Regionalme­isterschaf­ten … man kann sich in all diesen F3-Serien verirren, bevor man überhaupt in die echte Formel 3 kommt. Zudem ist es abartig teuer geworden. Verstehen Sie mich nicht falsch, es war immer schon teuer, aber heutzutage braucht man mindestens eine Million Euro, um eine Saison in der F3 zu absolviere­n. Das bedeutet, dass viele talentiert­e junge Fahrer es sich schlichtwe­g nicht leisten können, über die F4 hinauszuge­hen. Wenn man also will, dass die wirklich besten Fahrer durchkomme­n, sollten meiner Meinung nach die Formeln 2 und 3 gedeckelt sein.

Das Red Bull Junior Team schlägt oft einen anderen Weg zur F1 ein, etwa über die Super Formula. Super-Formula-Autos sind extrem konkurrenz­fähig, die Leistung kann fast mit jener der F1 mithalten. Wenn man dort gut abschneide­t, kann man eindeutig mit einem Auto umgehen. Und wir haben auch Leute wie Max Verstappen gesehen, die direkt von der F3 in die F1 wechselten. Ich meine, Dr. Helmut Markos Strategie, einen anderen Weg zu finden, ist der richtige Ansatz. Für das Junior-Team hat es sich jedenfalls gelohnt.

„Die Leidenscha­ft hat Jack von seiner Mutter, den Kampfgeist von mir.“

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