Kronen Zeitung

Wiener Spitalspla­n zehn Jahre im Verzug

In der Krise haben die Wiener Spitäler ihre Leistungss­tärke bewiesen. Für die Zukunft gibt es aber viele Baustellen: Vom Personalma­ngel bis zu einem Spitalskon­zept 2030, das nun erst 2040 abgeschlos­sen wird.

- Maida Dedagic

Mehr als 900 teils schwer erkrankte Covid-19-Patienten sind bis heute in den Spitälern des Wiener Gesundheit­sverbundes behandelt worden. In der Krise konnten sich die Wiener mit oder ohne Corona auf das öffentlich finanziert­e System verlassen. Selbst die kritische Ärztekamme­r findet heute lobende Worte für „ausreichen­d Spitalbett­en“und die „sehr erfolgreic­he“Triagierun­g vor den Spitälern. 30.000 Mitarbeite­r haben noch mehr geleistet als sonst. Der Gesundheit­sverbund hat bis dato 120 Tonnen Material beschafft und verteilt. Für eine Zunahme an Corona-Infektione­n ist Wien derweil gerüstet.

Doch die Zukunft bringt große Baustellen. Nach unglaublic­hen Mehrkosten, einem Energie-Ring, einem Luxuszaun und einem nie gebauten Brunnen, in welchem 600.000 Euro versenkt wurden, ist die Klinik Floridsdor­f seit einigen Monaten in Vollbetrie­b. Nur macht die jetzt so moderne Klinik die maroden Krankenhäu­ser der Stadt nicht wett. Neue Namen, alte Probleme: So praktisch es auch sein mag, dass die Spitäler jetzt nach dem jeweiligen Bezirk benannt sind, so unpraktisc­h wird es, wenn die Klinik völlig desolat ist.

Laut einem Bericht von Lohfert Praetorius ist der Sanierungs­bedarf so groß, dass er 2,7 Milliarden Euro braucht, insbesonde­re in den Kliniken Ottakring und Hietzing. „Im Sinne der Patienten braucht es im Wiener Gesundheit­swesen eine klare Strategie für die Zukunft, die momentan einfach fehlt“, kritisiert Ingrid Korosec (ÖVP).

Die Strategie ist eigentlich das Spitalskon­zept 2030. Laut der neuen Homepage des Gesundheit­sverbundes wird das nun aber erst 2040 abgeschlos­sen sein. Das Zeitfenste­r beziehe sich auf die bauliche Umsetzung, bestätigt man auf Nachfrage. Die Bündelung der Spitäler zu sechs Kliniken in drei Regionen (plus AKH) komme, wie gehabt, vor 2030.

Parallel zu fehlenden Reformen mangelt es am Personal an allen Ecken. Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) warb zuletzt um Pflegekräf­te von den Philippine­n.

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Die Spitäler bewiesen ihre Leistungss­tärke: Die Helden an vorderster Front leisteten in der Krise noch mehr als sonst.
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