Adieu, Saab 105
Ministerin Klaudia Tanner hat den Saab-105OE-Jet des Bundesheeres nach 50 Jahren in Pension geschickt – ohne einen Nachfolger auszuwählen. Ein „Krone“-Rückblick mit aktiven Piloten offenbart Planungsschwächen.
Entsetzen herrschte vergangene Woche gleich zweimal im Fliegerhorst Vogler in Linz-Hörsching, der traditionsbewussten Heimatbasis der „105er“. Das erste Mal am Montag, als Verteidigungsministerin Tanner das definitive Aus des Heeres-Jets mit Jahresende verkündete, ohne eine Nachfolgeentscheidung zu treffen. Ein zweites Mal zwei Tage später, als die Ministerin plötzlich persönlich bei der Staffel auftauchte und vorsprach.
„Da hat viel Basiswissen gefehlt“, zeigten sich zwei Saab-Piloten im „Krone“-Gespräch nach dem Besuch der Ministerin betroffen. „Entweder wird sie falsch beraten, oder sie ist beratungsresistent.“
In einer Minute knapp fünf Kilometer höher
Es schwingen auch Frust und Nostalgie mit: Dass die Jets, die gemeinsam mit dem Eurofighter die Luftraumüberwachung Österreichs gewährleisten, mit 2021 am Ende ihrer Einsatzfähigkeit stehen, wusste man. Aber Trainingsflüge hätte man auch noch danach abhalten können.
„Das Flugzeug wurde stets notorisch unterschätzt, auch bei internationalen Übungen“, so Pilot L., er will nicht namentlich genannt werden. „Gutmütig zu fliegen, leicht, dafür hohe Leistung. Eine Minute Steigflug, und man ist knapp fünf Kilometer höher als zuvor.“Die Elektronik hingegen: Altbestand. Viele private Kleinflugzeuge haben heutzutage eine modernere Instrumentierung als die Saab. „Das Flugzeug war immer das Stiefkind der Politik und der Militärs“, erklärt L. „Nie wurde investiert. Nur mit viel Engagement der Piloten und vor allem der Techniker blieb der Jet so lange in der Luft.“Und war dabei bis zuletzt integraler Bestandteil der Luftraumüberwachung. Lange Zeit übernahmen die Saab 105 die Hälfte aller Bereitschaften, in den letzten Jahren sank dieser Anteil auf rund 20 Prozent. Doch darüber hinaus wurden Hunderte Jet-Piloten ausgebildet (siehe rechts), gemeinsam mit dem Jagdkommando wurde die Zielzuweisung vom Boden aus geübt. Und auch als Feinddarsteller für die Luftabwehr wurde man dringend benötigt. All das fällt nun weg, wenn nur mehr 15 Eurofighter verfügbar sind. Werden bei denen künftig Mängel festgestellt – wie zuletzt 2010 bei den Schleudersitzen –, wird kein anderer Jet einspringen können.
Was nach der Stilllegung der Saab-Flotte mit den Maschinen geschieht, ist indes noch ungewiss. Die Flieger gehören der Republik. Ein mögliches Schicksal: Mittelpunkt eines Kreisverkehrs.